Pakistans Ex-Machthaber:Musharraf muss sich vor Anti-Terror-Gericht verantworten

Einen Tag nach seiner Flucht aus einem Gericht beschäftigt Pakistans Ex-Präsident Pervez Musharraf weiter die Justiz. Ein Richter stellte ihn unter Hausarrest - am Sonntag soll Musharraf vor ein Anti-Terror-Gericht treten.

Pakistans Ex-Militärmachthaber Pervez Musharraf muss sich in zwei Tagen vor einem Anti-Terror-Gericht in Rawalpindi verantworten. Das sagte ein Sprecher von Musharrafs Partei All Pakistan Muslim League (APML) am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Bis dahin hat ihn ein pakistanisches Gericht unter Hausarrest gestellt. Musharraf werde so lange in seinem Landhaus bleiben, sagte der APML-Sprecher. Ein Gerichtsvertreter bestätigte diese Angaben.

Die pakistanische Polizei hatte den früheren Militärmachthaber am Freitagmorgen festgenommen. Sein Anwalt Qamar Afzal sagte den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters hingegen, Musharraf sei freiwillig vor Gericht getreten. Er wurde in ein Gericht in der Hauptstadt Islamabad gebracht, berichteten örtliche Medien. Demnach nahmen Beamte den Ex-Armeechef auf seiner Farm nahe der Stadt fest. Auf Live-Fernsehbildern war zu sehen, wie Musharraf das Gerichtsgebäude betrat. Im Gegensatz zu seiner normalerweise westlichen Kleidung trug er ein traditionelles Gewand. Er wurde umringt von Polizisten und Paramilitärs.

Pervez Musharraf, Pakistan, Ex-Präsident

Pakistans früherer Militärmachthaber, Pervez Musharraf, umringt von Unterstützern vor seinem Haus in Islamabad.

(Foto: AP)

Schon am Donnerstag hatte ein Gericht in Islamabad die Festnahme Musharrafs angeordnet. Er floh nach dem Beschluss aber mit Hilfe seiner Leibwächter aus dem Gerichtssaal. Seine Bodyguards hatten die vor dem Saal wartenden Polizisten daran gehindert, Musharraf festzunehmen.

Gegen den Ex-Militärmachthaber laufen drei Verfahren. So wird ihm vorgeworfen, dass er die im Wahlkampf 2007 ermordete Ex-Premierministerin Benazir Bhutto nicht ausreichend hat schützen lassen. Zudem geht es um den von Musharraf verhängten Ausnahmezustand im Jahr 2007 und die von ihm angeordnete Absetzung widerspenstiger Richter.

In letzterem Fall habe das Gericht am Donnerstag abgelehnt, Musharraf länger gegen Kaution in Freiheit zu lassen und seine Festnahme angeordnet, sagte sein Anwalt. Das Gericht kam in der Verhanlung auch zu dem Schluss, dass es sich bei der Anordnung des Ex-Diktators um einen "terroristischen Akt" gehandelt habe. Dafür könnte er eine lebenslange Haftstrafe erhalten.

Neben den drei laufenden Verfahren droht Musharraf außerdem ein Strafverfahren wegen Landesverrats vor dem Verfassungsgericht. Musharraf selbst hält die Anschuldigungen für "politisch motiviert", wie er auf Facebook verkündete. Er wolle die Entscheidung anfechten.

Musharraf war im März aus dem rund vierjährigen selbsterwählten Exil zurückgekehrt, um am 11. Mai bei der Parlamentswahl zu kandidieren. Wegen der laufenden Verfahren hatte ein Gericht in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar Musharraf am Dienstag von der Wahl ausgeschlossen.

Musharrafs Berater Mohammad Amjad sagte, entgegen einer früheren Ankündigung werde Musharraf nicht das Verfassungsgericht anrufen, um wieder auf Kaution freizukommen.

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