Pakistan: USA stocken Hilfe auf:Mit Helikoptern gegen die Flut - und gegen die Taliban

Die Wut auf die pakistanische Regierung wächst, die Taliban gewinnen Sympathien bei Flutopfern. Das missfällt den USA: Mit mehr Geld und Gerät soll der Einfluss der Islamisten eingedämmt werden.

Erst Geld, jetzt schweres Gerät: Die USA kommen den Flutopfern in Pakistan verstärkt zur Hilfe. Verteidigungsminister Robert Gates sagte am Mittwoch, ein Hubschrauberträger sei bereits in den Gewässern vor der größten pakistanischen Stadt Karatschi angekommen.

Pakistan: USA stocken Hilfe auf: US-Hilfe bei der Rettung pakistanischer Flüchtlinge: Statt mit sechs wollen die Amerikaner nun mit 19 Helikoptern Menschen retten - und damit den Taliban schaden.

US-Hilfe bei der Rettung pakistanischer Flüchtlinge: Statt mit sechs wollen die Amerikaner nun mit 19 Helikoptern Menschen retten - und damit den Taliban schaden.

(Foto: AFP)

Das Trägerschiff USS Peleliu mit 19 Hubschraubern an Bord solle die Hilfseinsätze der Regierung in Islamabad und des pakistanischen Militärs unterstützen. Die sechs US-Helikopter, die bislang Hilfseinsätze flogen, würden zurück ins Nachbarland Afghanistan beordert. Mit ihnen wurden nach Angaben des Pentagon bisher etwa 3000 Menschen gerettet und fast 150 Tonnen Hilfsgüter verteilt.

Die USA kündigten außerdem weitere finanzielle Unterstützung an. Zusätzlich zu den bereits zugesagten 55 Millionen Dollar für die pakistanischen Behörden wollen sie 16,2 Millionen Dollar Soforthilfe für das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz bereitstellen. Die Bundesregierung hatte ihre Soforthilfe zuvor von zwei auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Die EU-Kommission stellt 40 Millionen Euro bereit.

"Teil ihres Selbstverständnisses"

Das massive Engagement der Amerikaner ist auch ein Schlag gegen die Taliban: Verteidigungsminister Gates sagte, es solle verhindert werden, dass die Islamisten die Lage ausnutzten, um ihren Einfluss bei der notleidenden Bevölkerung auszudehnen. In einigen Regionen haben sich die Taliban oder mit ihnen verbundene Hilfsorganisationen als Hochwasserhelfer betätigt und damit bei der Bevölkerung Sympathien gewonnen.

Der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Boris Wilke sieht in der Vorgehensweise der Taliban jedoch nichts Neues. "Man sollte also nicht denken, militante Organisationen würden jetzt plötzlich zu Publicityzwecken auf die pfiffige Strategie kommen, Wohltaten zu erbringen. Das machen die schon seit mehr als 30 Jahren. Es ist Teil ihres Selbstverständnisses," sagte Wilke in einem Interview mit dem Onlineportal der Zeit.

Er wies auf das schwere Erdbeben hin, das 2005 die Region Asad Kaschmir heimgesucht hatte. Obwohl dort "kämpfende islamistische Organisationen" beheimatet gewesen seien, ließe sich weder beweisen, "dass diese Gruppierungen damals starken Zulauf erhielten, noch ob sie erfolgreich unter den Opfern rekrutierten".

Soforthilfe für sechs Millionen Menschen

Am Mittwoch hatten die Taliban die pakistanische Regierung dazu aufgerufen, westliche Hilfen zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe abzulehnen. Das Geld fließe nur in die Taschen korrupter Beamter, sagte ein Sprecher der radikalislamischen Bewegung. Stattdessen hatten die Aufständischen ihrerseits Hilfen für die Flutopfer in Höhe von 20 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Die Opfer der Naturkatastrophe werfen der pakistanischen Regierung vor, sie im Stich zu lassen. Der Staat habe zu spät und nur unzureichend reagiert.

Von den schwersten Überschwemmungen seit 80 Jahren sind 14 Millionen Pakistaner betroffen. Mehr als 1600 Menschen starben, rund zwei Millionen sind obdachlos. Den Vereinten Nationen zufolge brauchen rund sechs Millionen Flutopfer in Pakistan Soforthilfe - nur um zu überleben. Weitere acht Millionen Menschen seien indirekt oder längerfristig von den Überschwemmungen betroffen.

Angesichts der Not baten die UN die internationale Gemeinschaft um Soforthilfe in Höhe von umgerechnet mehr als 350 Millionen Euro. Sie rechnen mit dem größten Hilfseinsatz in ihrer Geschichte.

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