Pakistan:61 Tote nach Islamisten-Angriff

Sowohl die Taliban, als auch die Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staats bekennen sich zu einem brutalen Überfall auf eine Polizeischule in Quetta in der pakistanischen Provinz Balutschistan.

Schwer bewaffnete Islamisten haben im Südwesten Pakistans eine Polizeischule angegriffen und mindestens 61 Menschen getötet. Mehr als hundert weitere wurden nach Behördenangaben verletzt, als die Angreifer in der Nacht zum Dienstag mit Sprengstoffwesten und Sturmgewehren in die Schlafsäle der Rekruten eindrangen. Die Sicherheitsbehörden machten die pakistanischen Taliban für die Bluttat verantwortlich, zu dem Anschlag bekannte sich aber auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Drei Angreifer hätten am späten Montagabend einen Wachmann erschossen und sich so Zugang zu dem Schulgelände am Stadtrand von Quetta verschafft, teilte der Innenminister der Provinz Balutschistan, Sarfaraz Bugti, mit. Sie drangen in die Schlafsäle ein, wo rund 700 Polizeianwärter untergebracht waren. Sicherheitskräfte riegelten das Gelände weiträumig ab. Drei Stunden nach Eintreffen der Armee sei der Angriff beendet worden, sagte der Leiter des Einsatzes, Generalmajor Sher Afgan. Wie ein Sprecher der Provinzregierung mitteilte, wurden bei dem Angriff mindestens 61 Menschen getötet und 118 weitere verletzt. Zwei Attentäter sollen sich selbst in die Luft gesprengt haben, ein weiterer sei erschossen worden.

Das Militär machte die radikale Gruppe Lashkar-e-Jhangvi (LeJ) für den Angriff verantwortlich. Während des Überfalls hätten die Angreifer in Kontakt mit "Aktivisten in Afghanistan" gestanden. Eine Erklärung der pakistanischen Taliban, die enge Verbindungen zu LeJ unterhalten, untermauerte diese These. Die Attacke sei auf Anweisung des Taliban-Chefs aus Karachi ausgeführt worden, teilten die Taliban mit.

Die pakistanischen Behörden hatten im vergangenen Jahr eine Offensive gegen die Extremisten gestartet. Experten zufolge ist aber auch der IS in Pakistan vertreten und arbeitet offenbar mit einheimischen Gruppen zusammen. Die IS-Miliz bekannte sich über ihr Sprachrohr Amaq zu dem Anschlag. Die IS-nahe Agentur veröffentlichte zudem ein Foto, auf dem die Angreifer zu sehen sein sollen.

Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Anschlag. Ein Ministeriumssprecher sprach "dem ganzen pakistanischen Volk unser tief empfundenes Beileid aus". Die attackierte Polizeischule liegt etwa 20 Kilometer südlich von Quetta, der Hauptstadt von Balutschistan. In der rohstoffreichen Provinz, die an Iran und Afghanistan grenzt, sind radikale Islamistengruppen aktiv, die immer wieder blutige Anschläge auf die schiitische Minderheit der Hasara verüben.

Es war das drittschwerste Attentat in Pakistan in diesem Jahr. Im August waren bei einem Bombenattentat auf ein Krankenhaus in Quetta 73 Menschen getötet worden. Zu der Tat bekannten sich sowohl die Taliban-Gruppe Jamaat-ul-Ahrar als auch der IS.

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