Pakistan:Pakistans Elite stolpert über Offshore-Deals

Pakistan: Pakistans Premier Nawaz Sharif investierte über Briefkastenfirmen in Londoner Immobilien.

Pakistans Premier Nawaz Sharif investierte über Briefkastenfirmen in Londoner Immobilien.

(Foto: AFP)
  • Das oberste Gericht in Pakistan hat angeordnet, eine Untersuchungskommission einzurichten.
  • Sie soll die Korruptionsvorwürfe gegen Premier Nawaz Sharif prüfen.
  • Der Premier Nawaz Sharif hat versichert, seine Familie habe nichts zu verbergen.

Von Arne Perras, Singapur

In Pakistan hat das oberste Gericht die Schaffung einer Untersuchungskommission angeordnet, die Licht in die Korruptionsvorwürfe gegen Premier Nawaz Sharif bringen soll. Dessen Partei und die Opposition um Imran Khan stimmte dem Schritt zu. Seinen Aufruf zum Megaprotest am 2. November hat der frühere Cricketstar daraufhin zurückgezogen, stattdessen forderte er nun nationale Freudenfeiern.

Khan und seine Anhänger wollen erreichen, dass Sharif wegen der Enthüllungen in den Panama Papers zurücktritt. Aus den Dokumenten, die der Süddeutschen Zeitung zugespielt wurden, geht hervor, dass der Sharif-Clan über Briefkastenfirmen Millionen in Londoner Immobilien investierte.

Der Premier hat jedoch versichert, seine Familie habe nichts zu verbergen. Khan macht viel Lärm, doch kann er moralisch nur begrenzt Druck aufbauen und Empörung schüren, solange keine weiteren Erkenntnisse über mutmaßliche Geldwäsche oder Bereicherung des Sharif-Clans vorliegen. Denn auch Khan hat einst selbst eine Offshore-Firma genutzt, um Steuern in Großbritannien zu umgehen. Alles legal, verteidigte sich der Cricketstar. Doch genau das sagt Sharif auch.

Der Kolumnist Asad Rahim Khan hatte bereits vor einem "Theater des Absurden" gewarnt, als neue Massenproteste drohten. Angesichts massiver Terrorattacken in seinem Land sei es eine Farce, wenn sich Parteien in einen nutzlosen "Faustkampf" verstrickten, anstatt daran zu arbeiten, das Problem der leidenden Wirtschaft und terroristischer Gewalt anzupacken.

Khan hatte schon 2014 versucht, Sharif mit Protesten zu stürzen, ohne Erfolg

In der Nacht zum Dienstag sah noch alles danach aus, als ließe sich der Showdown nicht vermeiden. Die Autobahn von Peshawar nach Islamabad hatte sich in eine Chaoszone verwandelt. Tausende Anhänger Khans versuchten, Barrikaden zu räumen, die pakistanische Sicherheitskräfte errichtet hatten. Polizisten schossen mit Tränengas und Gummigeschossen, während Demonstranten Steine schleuderten. Dutzende Menschen wurden verletzt.

Dann kam die erlösende Nachricht von der Untersuchungskommission. Schwere Zusammenstöße zwischen den Lagern sind nun vorerst weniger wahrscheinlich. Khan hatte schon 2014 versucht, Sharif mit Protesten zu stürzen, ohne Erfolg. Nun will er offenbar abwarten, was die Untersuchungen bringen. Seinen Anhängern rief er zu: "Geht nach Hause und ruht." Am Mittwoch sollten sie zurückkehren, um auf dem Paradeplatz in Islamabad zu feiern.

Wie stark die Arbeit der Kommission Sharif schwächen wird, lässt sich schwer abschätzen. Viel Spielraum hat der Regierungschef momentan nicht. Denn auch das Verhältnis zum Militär hat gelitten. Im Oktober sah sich der Premier gezwungen, Informationsminister Pervaiz Rashid zu entlassen. Rashid soll der Zeitung Dawn brisante Details über ein Treffen zwischen Militär- und Regierungsvertretern zugespielt haben. Demnach hat die Regierung angeblich gefordert, dass sich der militärische Geheimdienst künftig raushalten solle, wenn der Staat Angehörige militanter Gruppen festnehmen wolle.

Die Ausführungen schienen Mutmaßungen zu bestätigen: Das Militär steht im Verdacht, seine schützende Hand über militante Gruppen zu halten, die Anschläge auf indische Soldaten in Kaschmir verüben. Die Entlassung des Ministers durch Sharif macht deutlich, dass der Premier auf das Wohlwollen der Generäle angewiesen ist. Sie dürften nun genau beobachten, wie weit die Untersuchungen die mutmaßlichen Abgründe des Sharif-Imperiums ausleuchten. Und dann entscheiden, ob Sharif für sie noch tragbar ist.

Der Oppositionelle Khan tat so, als sei der Kampf gegen seinen Rivalen schon gewonnen. "Dies ist das erste Mal, dass ein mächtiger Führer Rechenschaft ablegen muss", triumphierte er.

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