Pakistan:Familie des getöteten Fahrers von Talibanchef Mansur zeigt USA an

Taliban leader Mullah Mansoor said to be killed in US strike

Nicht nur Talibananführer Mullah Mansur starb bei dem US-Drohnenangriff, sondern auch sein Fahrer.

(Foto: dpa)
  • Beim US-Drohnenangriff auf Talibanchef Mansur starb auch der Mann, der ihn in einem Auto durch Pakistan fuhr.
  • Der Bruder des Fahrers fordert nun ein gerichtliches Vorgehen gegen die USA wegen Mordes.

Der Bruder des getöteten Fahrers von Talibanchef Mullah Achtar Mansur stellt Strafanzeige gegen die USA. Der als Mohammad Azem identifizierte Fahrer war am vorvergangenen Samstag zusammen mit Mansur im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet nahe der Stadt Nushki ums Leben gekommen, als US-Drohnen Raketen auf den Wagen schossen.

Sein älterer Bruder Mohammad Qasim sei am Sonntag im Büro einer paramilitärischen Einheit, der Balochistan Levies, in Nushki erschienen und habe gegen "unbekannte amerikanische Offizielle Strafanzeige wegen Mordes und Terrorismus" gestellt, sagte ein Offizier der Einheit, Mohammad Naeen, am Montag.

In dem Schreiben heißt es der pakistanischen Zeitung Express Tribune zufolge: "Ich fordere Gerechtigkeit in diesem Fall." Gegen alle US-Offiziellen, die für den Tod seines unschuldigen Bruders bei dem Drohnenangriff verantwortlich seien, solle gerichtlich vorgegangen werden.

"Mein Bruder war unschuldig und er war sehr arm"

Das Blatt zitiert den Bruder des toten Fahrers mit den Worten: "Mein Bruder war unschuldig und er war sehr arm. Er hinterlässt vier kleine Kinder und war der einzige Verdiener in der Familie." Dem britischen Guardian zufolge bezeichnete er den Drohnenangriff als "Attacke auf unsere Familie, die kaum genug für mehr als zwei Mahlzeiten am Tag verdient".

Er rufe die zivilisierte Welt, einschließlich aller Menschenrechtsorganisationen, auf, den brutalen Mord an seinem Bruder zu untersuchen und seine Kinder zu entschädigen.

Die USA hatten den Fahrer als "zweiten männlichen Kämpfer" beschrieben. Express Tribune berichtet aber unter Berufung auf pakistanische Behörden und Verwandte, der Mann sei bei einer Transportfirma aus Quetta angestellt gewesen. Ein Beschäftigter dieser Firma schilderte dem Guardian, wie Mansur unter Angabe eines falschen Namens das Auto mit Azem als Fahrer angemietet habe.

Pakistan hatte den Drohnenangriff als Verletzung seiner Souveranität und Verstoß gegen die UN-Charta verurteilt. Die Taliban hatten nur wenige Tage nach dem Tod Mansurs einen neuen Anführer ernannt, Haibatullah Achundsada, der bislang vor allem als religiöser Führer bekannt war.

Die Taliban-Elite lenkt ihre Organisation von Quetta aus. Nach Informationen des "Büros für investigativen Journalismus", einem Zusammenschluss britischer Journalisten, das die Opfer von Drohnenangriffen zählt, sind seit 2004 bei 424 Drohnenschlägen in Pakistan bis zu 966 Zivilisten ums Leben gekommen.

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