Pakistan:Die Unversöhnlichen als Versöhner

Pakistan droht zu zerbröckeln. Nur die Zusammenarbeit von Musharraf und Sharif könnte das Land bewahren: Eine unwahrscheinliche Allianz.

Oliver Meiler

Pakistan droht nach dem Mord an Benazir Bhutto zu implodieren. Die Staatlichkeit zerbröckelt. An seiner nordwestlichen Grenze tummeln sich mehr Extremisten, Taliban und al-Qaida, als irgendwo sonst auf der Welt.

Und diese Gruppen haben Zulauf. Sie profitieren davon, dass Pakistan wankt. Am liebsten wäre ihnen die totale Anarchie.

Pakistan braucht deswegen einen minimalen Konsens in seiner Politik - eine Plattform für die nationale Aussöhnung und gegen den Extremismus, an der alle moderaten Parteien teilnehmen. Doch so dringend die Einigkeit wäre, so unwahrscheinlich ist sie.

Dem Staatschef, Pervez Musharraf, wirft die Opposition vor, er habe Bhutto nicht geschützt. Er war schon vor dem Anschlag unpopulär, er ist es nun noch viel mehr. Und doch bleibt er in der Not, gestützt von den USA und von der Armee, einer der Hauptakteure.

Der andere heißt Nawaz Sharif, ein Ex-Premier wie Bhutto. Sharif und Musharraf sind sich Erzfeinde. Sie werfen sich gegenseitig Mord und Verrat vor. Taugen diese Unversöhnlichen als Versöhner?

Die Amerikaner hoffen es neuerdings. Sie haben dem moderaten Islamisten Sharif nie getraut. Sie bauten lieber auf die prowestliche Bhutto, die dem alliierten Militärregime ein einigermaßen demokratisches Antlitz verleihen sollte.

Nun aber, da Bhutto tot ist, bleibt nur Sharif. Er ist die einzige politische Persönlichkeit mit nationaler Strahlkraft. Pakistan hat in den vergangenen Jahrzehnten keine neuen Führungsfiguren hervorgebracht.

Boykottiert Sharif die Wahlen, dann verwehrt er Pakistan eine Überlebenschance. Weigert er sich, mit Musharraf zusammenzuarbeiten, spielt er den Extremisten in die Hand.

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