Pakistan:Deutsche Städte als Ziel der al-Qaida?

Ein von pakistanischen Ermittlern gefasster Terrorverdächtiger hat offenbar gestanden, dem al-Qaida-Netzwerk anzugehören. Auf einer Deutschlandkarte soll er die Städte Frankfurt und Bonn markiert haben.

Pakistanische Sicherheitskräfte haben nach einem Medienbericht einen mutmaßlichen al-Qaida-Angehörigen gefasst, der Landkarten Deutschlands, Italiens und Großbritanniens bei sich trug.

Osama Bin Yousaf habe gestanden, dem al-Qaida-Netzwerk anzugehören und Militante unterstützt zu haben, berichtet die pakistanische Zeitung Daily Times unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete.

Er habe 1992 in Afghanistan ein Guerilla-Training erhalten. Im Kampf sei er 1993 verwundet worden und nach Pakistan zurückgekehrt. 1995 sei er wieder nach Afghanistan gereist und dort al-Qaida-Anführern vorgestellt worden. Neben den Landkarten seien bei der Festnahme zwei Maschinenpistolen, Munition, Granaten, Kreditkarten, ein Computer und CDs beschlagnahmt worden.

Städte rot markiert

Yousaf war am Sonntag in der Stadt Faisalabad festgenommen worden. Am zuvor habe er zwei lange Telefonate mit Deutschland, am Donnerstag mit Großbritannien und am Freitag mit Italien geführt.

Die Ermittler waren Yousaf durch dessen Mobiltelefon auf die Spur gekommen. Seine Telefonnummer waren in den Unterlagen eines anderen wichtigen al-Qaida-Terroristen, Abu Faraj Al Libby, aufgetaucht.

Der Libyer gilt als Nummer Drei des Terrornetzwerks al-Qaida, er wurde im Juni an die USA ausgeliefert.

Mubasher Bukhar, der Mitarbeiter der Daily Times, der den Bericht verfasst hatte, hat laut Spiegel Online inzwischen erklärt, auf einer der Karten seien die Städte Bonn und Frankfurt mit einem Stift rot markiert gewesen. Auch seien offenbar ähnlich bearbeitete Pläne von London, Mailand und Rom gefunden worden.

Eine Sprecherin des Bundesnachrichtendienstes in Berlin sagte, man habe keine Erkenntnisse zu einer entsprechenden Festnahme. Der pakistanische Informationsminister Sheikh Rashid Ahmad bestätigte die Festnahme, sagte aber, es handele sich um einen unbedeutenden Angehörigen einer Extremistenorganisation.

Drei der vier Attentäter der Anschläge in London vom 7. Juli waren pakistanischer Herkunft und in den Monaten zuvor nach Pakistan gereist. Pakistans Präsident Pervez Musharraf hatte nach den Anschlägen erneut angeordnet, hart gegen muslimische Extremisten im Land vorzugehen.

Mehr als 600 mutmaßliche Extremisten waren anschließend festgenommen worden. Die Regierung in Islamabad hat allerdings stets betont, die Festnahmen stünden in keinem Zusammenhang mit den Londoner Attentaten.

Hinweise auf mögliche Schläfer in Deutschland

Wie das Magazin stern berichtet, deuten mehrere Dokumente und E-Mails aus dem Computer eines anderen Terrorverdächtigen, dem al-Qaida-Anwerber Mohammedou Ould Slahi, auf mögliche Schläfer und Zellen in der Bundesrepublik hin.

Dem Magazin liegen nach eigenen Angaben mehr als 3000 Dateien von der Festplatte des Rechners vor.

Der Computer des 35-jährigen Mauretaniers, der auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay festgehalten wird, enthalte Namen, Wohn- und Mail-Adressen, Telefon- und Faxnummern, berichtet stern in seiner neuesten Ausgabe.

Neben Mitgliedern von Slahis Duisburger Zelle seien Personen aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie vor allem aus Bremen und dem Raum Augsburg aufgeführt.

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