Oxfam:Helfer sind nicht immer gut

Hilfsorganisationen bieten den idealen Nährboden für Miss­brauch - sie haben Macht und Geld.

Von Luisa Seeling

Missbrauch ist verstörend, egal, wo er sich ereignet. Fast immer setzt er ein Machtgefälle oder eine Notlage voraus, die der Stärkere ausnutzt. Im Fall der britischen Hilfsorganisation Oxfam war das Gefälle besonders groß: hier Vertreter einer mächtigen Hilfsmaschinerie, die über die Verteilung von Geld und Gütern wacht; dort Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit haben sich Abgründe aufgetan. Die Helfer waren diesmal nicht die Guten. Sie haben in Ländern, die zu den ärmsten der Welt zählen, den Hilfsgedanken ad absurdum geführt.

Nach Oxfam melden jetzt auch andere Hilfsorganisationen Fälle von sexualisierter Gewalt und Ausbeutung. Das ist nicht so überraschend, wie es klingt. Es handelt sich um teils riesige Apparate - mit Bürokratie, Hierarchien und Geld, das an Projekte auf der ganzen Welt fließt. Ein idealer Nährboden für Missbrauch, da unterscheiden sich karitative nicht groß von anderen Organisationen. Die besten Gegenmittel sind Kontrolle und Transparenz.

Genau daran fehlte es bei Oxfam und Co. offenbar. Das wirft ein schlechtes Licht auf eine Branche, die mehr als andere auf ein sauberes Image angewiesen ist. Sie will nun immerhin die Chance ergreifen, sich zu reformieren. Das ist bitter nötig. Menschen spenden, weil sie zu mehr Gerechtigkeit beitragen wollen. Wenn sie den Eindruck gewinnen, mit ihrem Geld Ungleichheit zu zementieren, ist der karitative Gedanke schnell am Ende.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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