Ostukraine:Bürgermeister von Lugansk warnt vor humanitärer Katastrophe

Vor Ausbruch des Konflikts hatte Lugansk 400 000 Einwohner, doch inzwischen fliehen immer mehr Menschen vor den Kämpfen zwischen den prorussischen Rebellen und dem ukrainischen Militär. Bei Gefechten sind in der Ostukraine mehrere Zivilisten getötet worden.

  • Bei Gefechten in den ostukrainischen Großstädten Donezk und Lugansk sind mindestens neun Zivilisten getötet und mehr als 20 verletzt worden.
  • Der Bürgermeister von Lugansk warnt vor einer humanitären Katastrophe.
  • An der Absturzstelle des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 setzen Experten die Berungsarbeiten fort.

Tote und Verletzte in Donezk und Lugansk

Bei Gefechten zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Rebellen im Osten des Landes sind nach Angaben von Behörden mindestens neun Zivilisten getötet worden. Mindestens weitere 21 Menschen wurden verletzt.

Die ukrainischen Streitkräfte meldeten weitere Erfolge ihrer Offensive gegen die Separatisten und die Rückeroberung mehrerer Ortschaften. Seit die ukrainische Armee in den vergangenen Tagen den Druck auf die Aufständischen verstärkt hat, verschanzen sich die Rebellen unter anderem in den Großstädten Donezk und Lugansk.

Am Rande einer humanitären Katastrophe

In Donezk seien bei Kämpfen im Stadtteil Petrowski sechs Menschen getötet und 13 weitere verletzt worden, sagte der stellvertretende Bürgermeister Kostjantin Sawinow. Mehrere Wohngebäude und eine Schule seien von Artillerie-Geschossen zerstört worden.

In Lugansk wurden nach Angaben der Behörden drei Zivilisten getötet und acht weitere verletzt. Der Lugansker Bürgermeister Sergej Krawtschenko warnte, die Stadt stehe am "Rande einer humanitären Katastrophe". Viele Bewohner seien ohne Strom, einige auch ohne Wasser.

Vor Ausbruch des Konflikts zählte Lugansk an der russischen Grenze 400 000 Einwohner, Donezk etwa eine Million. Viele Menschen sind jedoch geflohen. Die verbliebenen Einwohner decken sich mit Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern ein. "Wir können es uns nicht leisten, die Stadt zu verlassen, wir sind nicht reich", sagte Ladenbesitzerin Oksana Wsewolodowa.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem Konflikt bislang mehr als 1100 Menschen getötet und mehr als 3400 weitere verletzt.

Interfax meldet russisches Militärmanöver nahe ukrainischer Grenze

Die russische Luftwaffe hält einer Agenturmeldung zufolge ein Manöver unweit der Grenze zur Ukraine ab. An der Militärübung in westlichen und zentralen Regionen des Landes seien ab dem heutigen Montag mehr als 100 Flugzeuge beteiligt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Sprecher der Luftwaffe. Das Manöver sei bis Freitag, den 8. August angesetzt. Das russische Verteidigungsministerium war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Bergungsexperten konnten Arbeit am Flugzeug-Absturzort fortsetzen

Am Absturzort der Passagiermaschine der Malaysia Airlines in Grabowo nahe Donezk konnte die Bergung der Opfer am Wochenende trotz der nahegelegenen Gefechte fortgesetzt werden. Die Bergungsteams aus niederländischen und australischen Experten hätten ihr Einsatzlager in Soledar etwa 100 Kilometer nordöstlich von Donezk aufgeschlagen, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit.

Seit Samstag sind etwa 80 Experten erneut mit Leichenspürhunden am Katastrophenort unterwegs, um die letzten Überreste zu finden. Die vereinbarte Feuerpause scheine zu halten, hieß es von Seiten der OSZE. Nach Darstellung der Organisation lehnen die Separatisten allerdings Pläne der Australier ab, eine unbemannte Drohne einzusetzen, um aus der Luft die Lage am Absturzort besser zu überblicken.

Autokolonne mit weiteren Leichenteilen

Zuvor geborgene Überreste von Absturzopfern sind inzwischen in der ostukrainischen Stadt Charkow angekommen. Eine Autokolonne mit Kühlabteilen brachte die Leichenteile am Sonntag in eine Fabrikanlage, wie Medien berichteten. Dort würden ukrainische Beamte und Experten aus den Niederlanden die Opfer für den Transport in ihre Heimat vorbereiten.

Bei dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH17 waren am 17. Juli alle 298 Insassen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen waren Niederländer.

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