Organspende:Entscheidung für jeden

Fast alle finden sie gut, kaum einer macht sie. Das muss sich ändern.

Von Kristiana Ludwig

Es ist schwer zu glauben, dass es bei dieser Umfrage tatsächlich um Leben und Tod ging: 84 Prozent der Deutschen sehen Organspende zwar "eher positiv", doch bloß ein Viertel von ihnen besitzt auch einen Organspendeausweis, der die Entnahme erlaubt. Wollen wir alle nur nehmen, aber keinesfalls geben? So einfach ist es nicht. Den Deutschen fehlt nicht das Mitgefühl, sondern das Wissen über Transplantationen und vor allem das Vertrauen in die Medizin.

Auch deshalb zögert die Politik bislang, die Regeln für Spenden umzudrehen. Um nach dem Tod ein Organ abzugeben, müssen Bürger heute aktiv einen Ausweis bei sich tragen. In anderen Ländern gilt dagegen eine Widerspruchslösung. Jeder Mensch ist dort so lange ein Spender, wie er es nicht ablehnt. Ein solches Gesetz würde auch in Deutschland dazu führen, dass sich die Menschen wirklich mit dem Thema auseinandersetzen müssen.

Nach all den Skandalen um Deals mit Spenderorganen ist erst einmal Aufklärung nötig, es braucht klare Kontrollen. Die Idee der Koalition wirkt dagegen mutlos: Kliniken sollen mehr Geld bekommen, damit sich Organentnahmen für sie lohnen. Dabei braucht es dringend eine gesellschaftliche Debatte. Und die wird nur dann mit Nachdruck geführt werden, wenn jeder Einzelne vor einer echten Entscheidung steht.

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