Olympia-Boykott:Litauens Präsidentin fährt nicht nach Sotschi

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Neben den Präsidenten Gauck, Obama und Hollande will nun auch Litauens Staatsoberhaupt Grybauskaite den Olympischen Spielen im russischen Sotschi fernbleiben. Im Gegensatz zu anderen Spitzenpolitikern verbindet sie damit eine klare Botschaft.

Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite bleibt den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi aus Protest gegen die Politik Moskaus fern. Mit Blick auf die Menschenrechtsverletzungen in dem Land sowie den Umgang Russlands mit seinen Nachbarländern sehe sie "keine politische Möglichkeit, die Spiele in Sotschi zu besuchen", sagte Grybauskaite in einem Interview mit litauischen Medien.

Zudem kritisierte sie die von Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen, von denen auch Litauen betroffen ist. Russland hatte im Oktober einen Importstopp für litauische Molkereiprodukte verfügt. Hintergrund war der Streit zwischen Russland und der EU über eine Annäherung früherer Sowjetrepubliken wie der Ukraine an die EU. Litauen hatte am 1. Juli turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.

Die Regierung in Moskau steht insbesondere wegen eines Gesetzes gegen "Homosexuellen-Propaganda" seit Monaten in der Kritik. Bürgerrechtler fordern daher den Boykott der Spiele in Sotschi. Der russische Präsident Putin hat am Donnerstag überraschend angekündigt, den Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski sowie zwei Sängerinnen der Band "Pussy Riot" zu begnadigen. Beobachter werteten das als Tauwetter.

Rückfall in Zeiten des "Kalten Krieges"

Neben Bundespräsident Joachim Gauck und Frankreichs Präsident François Hollande hatten bereits mehrere weitere Staatschefs angekündigt, im kommenden Februar nicht nach Sotschi zu reisen. Nicht alle wollten das als Boykott verstanden wissen. Gauck äußerte sich nicht näher zu seinen Gründen. In Paris hieß es, Hollandes Fernbleiben sei keine "Botschaft".

Die Vereinigten Staaten senden andere, nicht weniger deutliche Signale an die russische Regierung: US-Präsident Barack Obama mit der Tennislegende Billie Jean King und der Eishockeyspielerin Caitlin Cahow zuletzt zwei offen homosexuelle Sportler in die US-Delegation für Sotschi.

Im Gegensatz zu Litauens Präsidentin Grybauskaite plant Lettlands Präsident Andris Berzins, die Sportveranstaltung zu besuchen. Forderungen nach einem Boykott kritisierte er kürzlich als einen Rückfall in die Zeiten des "Kalten Krieges".

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