Offensive lässt Taliban kalt:"Fröhlich wie nach einem Sieg"

Die Operation "Adler" der Bundeswehr in Afghanistan brachte offenbar nur kurzzeitig Erfolge. Wenige Tage nach der Operation scheinen die vertriebenen Taliban-Kämpfer wieder zurückzukehren.

Die Freude weilte nur kurz: Gerade noch feierte die Operation "Adler" bei Kundus in Afghanistan Erfolge gegen die Taliban - doch lange können sich die Soldaten nicht über die Vertreibung der feindlichen Kämpfer freuen, im Gegenteil: Die Bundeswehr richtet sich wieder auf neue Anschläge der Taliban ein.

Offensive lässt Taliban kalt: Warten auf den Feind: Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan rechnen mit weiteren Angriffen der Taliban.

Warten auf den Feind: Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan rechnen mit weiteren Angriffen der Taliban.

(Foto: Foto: dpa)

Kaum war die gemeinsame Aktion von 800 afghanischen und 300 deutschen Soldaten beendet, sind nach Angaben des Spiegel unter Berufung auf lokale Behörden wieder bis zu hundert Taliban-Kämpfer zurückgekehrt. Auf Motorrädern und Pickups seien sie wieder in ihr Kerngebiet südwestlich des deutschen Feldlagers gefahren.

Abdul Wahed Omar Khel, Chef des besonders unsicheren Distrikts Chahar Darreh, berichtete laut Spiegel, die Taliban hätten Ende vergangener Woche bereits wieder die Kontrolle über den südlichen Bereich der Unruhegegend übernommen. "Sie stellten sich mit Waffen umgeschnallt auf die Marktplätze der Dörfer und waren fröhlich wie nach einem Sieg", sagte Khel.

Taliban feiern

Die Bundeswehr habe ähnliche Hinweise über die Rückkehr von Kämpfern, die in den Dörfern ihren Machtanspruch sehr klar zum Ausdruck gebracht haben sollen. "Wir haben unsere Basis zurück", behauptete am Freitag voriger Woche auch Mullah Shamsullah, einer der Kommandeure der Aufständischen. Offiziere der Bundeswehr hörten aus anderen afghanischen Quellen Berichte von feiernden Taliban in Chahar Darreh - der Hochburg der Extremisten.

Zur Absicherung von Chahar Darreh bis zur Präsidentenwahl am 20. August sollten zwei Kompanien der afghanischen Armee in dem Gebiet bleiben. Die Bundeswehr halte Truppen in Bereitschaft, um sie zu unterstützen. Der Spiegel zitierte einen deutschen Offizier, bis zur Wahl komme es darauf an, "wer mehr Flagge zeigen kann" - die afghanische Armee oder die Taliban.

Unterdessen hat sich der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sich für Verhandlungen mit gemäßigten Taliban-Vertretern in Afghanistan ausgesprochen. Es gebe am Hindukusch "Gruppen, mit denen man reden kann, um auf eine Art Aussöhnung mit der afghanischen Gemeinschaft hinzuarbeiten", sagte Rasmussen der dänischen Zeitung Politiken in einem am Samstag veröffentlichten Interview. Er sehe aber keinen Grund für Vereinbarungen mit Taliban, "die unsere Soldaten töten". "Wir reden hier über andere Gruppen, die am äußeren Rand der Taliban angesiedelt sind."

Rasmussen will bald in die Türkei reisen

Rasmussen trat am Samstag offiziell die Nachfolge von Jaap de Hoop Scheffer als Nato-Generalsekretär an; am Montag wollte er in Brüssel seine Ziele vorstellen. Angesichts der massiven Kritik aus der muslimischen Welt an seiner Ernennung kündigte der ehemalige dänische Regierungschef an, sich für bessere Beziehungen zwischen der Nato und muslimischen Staaten einsetzen zu wollen.

So wolle er "konkrete Initiativen ergreifen, um die Partnerschaft und die Zusammenarbeit mit muslimischen Ländern zu stärken", sagte er der Deutschen Welle. Zudem plane er, schon sehr bald in die Türkei zu reisen.

Rasmussens Ernennung zum Nato-Generalsekretär war auf erheblichen Widerstand in der muslimischen Welt gestoßen, weil er in seiner Zeit als Ministerpräsident die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in dänischen Medien verteidigt hatte. Vor allem das Nato-Mitglied Türkei hatte sich lange gegen Rasmussen als Chef der Militärallianz gewehrt.

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