Östliches Mittelmeer:Navy Seals stürmen in Libyen gekaperten Öltanker

Lesezeit: 2 min

Tagelang irrte ein von libyschen Separatisten kontrollierter Öltanker durch das östliche Mittelmeer. Jetzt haben US-Spezialkräfte die Kontrolle über die unter nordkoreanischer Flagge fahrende "Morning Glory" übernommen.

Soldaten der US-Marine haben einen von libyschen Rebellen gekaperten Öltanker gestürmt. Spezialkräfte der Navy Seals übernahmen am Sonntagabend die Kontrolle über das unter nordkoreanischer Flagge fahrende Schiff Morning Glory, wie das Pentagon mitteilte. Niemand sei dabei verletzt worden.

Präsident Barack Obama habe den Befehl für den Einsatz auf Anfrage der Regierungen Libyens und Zyperns gegeben. Das unter nordkoreanischer Flagge fahrende Schiff war in internationalen Gewässern vor der Südküste Zyperns unterwegs. Es war gegen den Widerstand der libyschen Regierung in dem von Rebellen besetzten Ölhafen Sidra beladen worden und anschließend ausgelaufen. Der Tanker irrte anschließend aber im östlichen Mittelmeer umher.

Nach Pentagon-Angaben hatten drei bewaffnete Libyer den Tanker unter ihrer Kontrolle. Das Entern sei vom Lenkwaffen-Zerstörer USS Roosevelt aus unter Einsatz von Hubschraubern erfolgt. Mittlerweile seien Matrosen des Navy-Schiffs USS Stout an Bord gegangen. Sie würden dafür sorgen, dass die Morning Glory einen Hafen in Libyen ansteuere.

Das zyprische Außenministerium bestätigte, dass das Schiff von den Amerikanern geentert wurde. "Es ist unter der Kontrolle der USA. Es bewegt sich in amerikanischer Begleitung Richtung Westen", hieß es.

Rebellen streben Spaltung Libyens an

Unklar ist, wem die Morning Glory überhaupt gehört. Nordkorea bestreitet jede Verantwortung für den Tanker. Nach einem Vertrag mit dem ägyptischen Unternehmen Golden East Logistics habe das Schiff lediglich das Recht gehabt, die Flagge Nordkoreas "sechs Monate lang zu nutzen". Weil der Reeder den Vertrag gebrochen habe, habe Nordkorea dem Schiff die Registrierung entzogen, hieß es. Vor etwa einer Woche war auch die Rede von einem saudischen Besitzer, was aber von der saudischen Botschaft in Libyen dementiert worden sein soll.

Seit Mitte vergangenen Jahres halten separatistische Milizen Sidra und zwei weitere Ölhäfen in Libyen besetzt. Die libyschen Rebellen wollen mit Ölverkäufen ins Ausland Geld verdienen. Sie beanspruchen eine Beteiligung am Ölreichtum des Landes - und fordern Autonomie für den Osten Libyens, die selbsternannte Republik "Cyrenika". Es wird eine Spaltung des nordafrikanischen Landes befürchtet.

Öl ist die wichtigste Einnahmequelle Libyens. Fast 90 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus Rohstoffverkäufen. Bis zur Besetzung der Häfen wurden über diese täglich 600 000 Barrel exportiert.

Der Konflikt zeigt, wie schwer es der Regierung auch fast drei Jahre nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi noch fällt, das Land in stabile Bahnen zu lenken. Ministerpräsident Ali Seidan wurde wegen des Konflikts abgesetzt und verließ inzwischen das Land.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: