Österreich:Warten auf das Mehr

Der neue SPÖ-Chef und Bundeskanzler muss endlich konkret sagen, was er anders machen will.

Von Cathrin Kahlweit

Österreichs neuer Bundeskanzler ist am Wochenende auch zum neuen Parteichef der SPÖ gewählt worden. Bevor Christian Kern das Wort ergriff, gab es standing ovations, und nach der mehr als einstündigen Rede waren die euphorischen Delegierten gar nicht mehr zu halten. Kern bekam knapp 97 Prozent der Stimmen; Beobachter scherzten vor der Wahl, dieser neue Parteichef könne sogar mehr als hundert schaffen.

Die Dankbarkeit der Delegierten ist verständlich, zuletzt hatte es unter dem ungeliebten Kanzler Werner Faymann wenig gute Nachrichten gegeben. Kern hingegen, bis vor Kurzem Chef der Österreichischen Bundesbahnen, kann sich inszenieren, er redet gut und frei, er labt die sozialdemokratische Seele mit Zukunftsvisionen von einem neuen, einem zweiten sozialdemokratischen Zeitalter.

Aber: Die Versatzstücke der gefeierten Rede, die er in Wien hielt, sind mittlerweile bekannt, Anekdoten wiederholen sich, den Wortlaut mancher Passagen kann ein regelmäßiger Zeitungsleser und TV-Zuschauer schon mitsprechen, wenn er Kerns Antrittsrede nach der Nominierung und seine erste Rede im Nationalrat verfolgt hat. Da muss bald mehr und Konkreteres kommen. Neu waren nur die kurzen, von Bitterkeit geprägten Passagen darüber, dass das Regieren mit dem Koalitionspartner ÖVP schon jetzt frustrierend sei. Kern ist offenbar vor seiner Partei auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

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