Österreich:Vorarlberger Fehde

Österreich: Hanno Loewy, Leiter des Jüdischen Museums in Hohenems, geriet mit FPÖ-Mann Dieter Egger aneinander. Foto: Imago

Hanno Loewy, Leiter des Jüdischen Museums in Hohenems, geriet mit FPÖ-Mann Dieter Egger aneinander. Foto: Imago

(Foto: Imago)

Der Leiter des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, muss sich mit einem Gegner arrangieren - dem FPÖ-Mann Dieter Egger.

Von Cathrin Kahlweit, Wien

Die Geschichte einer politischen Gegnerschaft, die Jahre währte, begann 2009. Der 1961 in Frankfurt am Main geborene Hanno Loewy, der zu diesem Zeitpunkt - und bis heute - Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems in Vorarlberg war, kritisierte die fremdenfeindliche Wahlkampagne der rechtspopulistischen FPÖ in dem westösterreichischen Bundesland. Loewys Eltern waren vor dem Holocaust noch nach Palästina entkommen, einige nahe Verwandte jedoch, darunter Großeltern, hatte es "erwischt", wie er bisweilen lakonisch sagt. Loewy wendet sich regelmäßig in Ausstellungen und Texten gegen die Angst vor Überfremdung, er kritisiert die Paranoia gegenüber allem, was "Fortschritt, Veränderung, Einfluss" bedeutet, für die in seinen Augen die FPÖ symptomatisch steht.

Der Vorarlberger Landeschef der Freiheitlichen, Dieter Egger, konterte Loewys Kritik damals damit, dass er ihn als "Exil-Juden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum" bezeichnete, der sich in Innenpolitik einmische, die ihn nichts angehe. Er benutzte also gegenüber dem deutschen, nach Österreich zugewanderten Publizisten, Kurator und Museumsleiter eines der schlimmsten antisemitischen Klischees: das des weltenwandernden Juden, der sich dort einmischt, wo er nicht dazugehört - und auch nie dazugehören wird. Egger weigerte sich zurückzutreten, trotz lautstarken Protests einer empörten Öffentlichkeit; die FPÖ flog deswegen 2009 aus der Landesregierung. Die Bundes-FPÖ stellte sich damals hinter Egger. Seine Äußerungen als antisemitisch zu bezeichnen, sei "lächerlich".

Am Sonntag wurde nun Egger zum Bürgermeister von Hohenems gewählt. Und sitzt damit in Zukunft auch als Stadtoberhaupt mittelbar, über zwei Vertreter, im Vorstand des Jüdischen Museums Hohenems. Die Wahl war eine Wiederauflage der Bürgermeisterwahl vom Frühjahr gewesen. Damals hatte der jetzige Sieger in der Stichwahl nur 121 Stimmen hinter dem Amtsinhaber von der ÖVP gelegen und die Wahl daraufhin angefochten. Der Verfassungsgerichtshof gab ihm recht, weil die Wahlkarten nicht gesetzeskonform ausgegeben worden seien.

Diesmal gewann Egger die Wahl mit knapp 56 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 62 Prozent. Der Versuch von Grünen und SPÖ, Egger mit einer gemeinsamen Wahlempfehlung für seinen Gegenkandidaten zu verhindern, scheiterte. Schon im Frühjahr war die FPÖ in der Stadt bei der Gemeinderatswahl stärkste Partei geworden. Immerhin: Egger entschuldigte sich während des Wahlkampfs im vergangenen Jahr schließlich bei Loewy; eigentlich, sagte er damals sinngemäß, sei er ja gar nicht so. Vergangene Woche stimmte er, so Loewy, nach anfänglichem Widerspruch im Stadtrat sogar für die Erhöhung des Museumsbudgets im kommenden Jahr.

Loewy, der vor seiner Berufung nach Hohenems in Frankfurt das renommierte Fritz-Bauer-Institut geleitet hatte, war auch nach dem Schlagabtausch vor sechs Jahren von anderen Vertretern der Vorarlberger FPÖ angegriffen worden: Er sei untragbar und gehöre abberufen. Er leitet das Museum indes bis heute und hat eine Reihe viel beachteter Ausstellungen über jüdischen Alltag oder jüdischen Witz, oder, wie derzeit, über eine "Reise durch Jerusalem" betreut. Er glaube, sagt Hanno Loewy zuversichtlich, dass Egger wisse, wie sehr die Stadt das Museum brauche und dass er mit einer Polarisierung nicht weit komme. Die Nagelprobe werde vielmehr werden, ob sich der FPÖ-Mann gegenüber Migranten zu einer neuen Offenheit durchringen könne.

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