Österreich:Heruntergedodelt

Österreichs Rechtspopulisten sind beleidigt, weil sie in einem Satire-Video als "rechteste Rechtspopulisten der Geschichte" bezeichnet werden.

Von Elisabeth Gamperl

In dem Video "Austria Second" wenden sich die Satiriker der Late-Night-Show "Willkommen Österreich" des österreichischen Rundfunks (ORF) an Donald Trump. Wenn es schon "America First" heißt, dann wolle das Land bitte schön an zweiter Stelle stehen. "Austria Second" so der Appell. Der Clip reiht sich ein in die Reihe unzähliger Satirevideos aus verschiedensten Ländern, die sich seit der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump um Platz zwei auf seiner Weltrangliste bewerben. Auch Österreich zeigt, was es zu bieten hat - darunter den besten Rechtspopulismus der Welt. "Wir haben die rechtesten Rechtspopulisten der Geschichte", sagt die Sprecherstimme, während neben Adolf Hitler auch die FPÖ-Politiker Jörg Haider, Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer zu sehen sind.

Eigentlich müsste der FPÖ bei Teilen des Videos das patriotische Herz aufgehen

Die FPÖ ist darüber nicht amüsiert und wettert in einer Pressemitteilung gegen den ORF. Wie könne ein öffentlich-rechtlicher Sender "unser ganzes Land samt seiner Persönlichkeiten ,herunterdodeln"? "Herunterdodeln" ist österreichisch und heißt so etwas wie "lächerlich machen". Das Video bewege sich im Grenzbereich zur Verhetzung, heißt es weiter. Wer genau "heruntergedodelt" worden sein soll, wird nicht erläutert. Die FPÖ meint aber wohl eher sich selbst als andere vorkommende Personen wie Conchita Wurst, Arnold Schwarzenegger oder die Habsburger. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz wird Trump als Spielgefährte für dessen 10-jährigen Sohn Barron vorgeschlagen.

Der FPÖ müsste bei dem Video eigentlich das Herz aufgehen. Österreich wird mit all seiner Pracht dargestellt, etwa mit seinen idyllischen Dörfern Fucking, Asslingen und Hard, mit Mozartkugeln und dem Energydrink Red Bull. Der Schlagersänger Andreas Gabalier wird als Mischung aus "Elvis und einem Taschentuch" bezeichnet. Sein Frauenbild deckt sich sehr mit jenem der Populisten.

Dass die FPÖ nicht für Späße zu haben ist, bewies die FPÖ schon im April: Die ZDF-"Heute Show" zeigte auf Facebook während des Wahlkampfs zur Bundespräsidentenwahl ein Schnitzel in Hakenkreuzform. Der Text dazu: "Österreicher wählen eben so, wie Sie es vom Schnitzel kennen: möglichst flach und schön braun." FPÖ-Anhänger polterten, Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer drohte mit rechtlichen Schritten.

Dieser Beißreflex der FPÖ, wenn es um Satire geht, kann sich auch schnell wenden. Als gegen Jan Böhmermann wegen des in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" vorgetragenen Schmähgedichts über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ermittelt wurde, verteidigte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Satiriker und berief sich auf Meinungsfreiheit. Satire bleibt eben eine Krux für die Politiker der FPÖ.

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