Ölpest in den USA:Neuer Rückschlag

Die Hightechsäge von BP ist im Rohr der explodierten Ölbohrinsel steckengeblieben. Zeitgleich zu dem jüngsten Versuch, die Ölpest in den USA in den Griff zu bekommen, fordert Präsident Obama einen politischen Kurswechsel.

BP hat im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko erneut einen Dämpfer erlitten. Der Konzern musste seinen neuesten Versuch, das ausströmende Öl einzudämmen, am Mittwoch wegen einer eingeklemmten Säge unterbrechen, sagte der Einsatzchef der US-Regierung, Admiral Thad Allen.

Ölpest im Golf von Mexiko - Operation Top Spill bisher erfolglos

Breitet sich unaufhaltsam aus: Die Ölpest im Golf von Mexiko.

(Foto: dpa)

Nach mehreren gescheiterten Anläufen, das Öl zu stoppen, bemüht sich BP seit diesem Dienstag, das aufgerissene Steigrohr in 1500 Metern Meerestiefe aufzutrennen, um einen Auffangtrichter anzuschließen. Dabei blieb die Hightech-Säge auf halbem Wege stecken. Das Werkzeug konnte zwar nach rund 12 Stunden befreit werden. Allerdings habe BP die Arbeiten nicht wieder aufgenommen, weil die Diamantsägeblätter zu stumpf für das massive Rohr zur Ölquelle seien, berichtete die New York Times. Der Zeitung zufolge sollen nun ersatzweise 30 Zentimeter lange Scherenmesser zum Einsatz kommen, die sich an anderer Stelle des Rohr als erfolgreich erwiesen hätten. Wann der Versuch fortgesetzt werden kann, ist unklar.

Obama fordert Kurswechsel in der Energiepolitik

Indes will US-Präsident Barack Obama einen Kurswechsel in der Energiepolitik vorantreiben. Bei einer Rede an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh forderte Obama am Mittwoch ein Ende der Steuererleichterungen für die Ölbranche. Wegen der Risiken bei der Ölförderung aus der Tiefsee müssten sich die USA stärker sicheren und umweltfreundlicheren Energien zuwenden. Das Auslaufen des Öls im Golf von Mexiko sei entweder auf menschliches Versagen zurückzuführen - oder aber darauf, dass die Konzerne möglicherweise Sicherheitsvorschriften umgangen hätten.

Kritik an ihrem Krisenmanagement wies die Regierung zurück. Wenn es einen Fehler gegeben habe, dann den, nicht deutlich genug kommuniziert zu haben, wie stark sich Obama von Beginn an im Kampf gegen die Ölpest eingesetzt habe, sagte Vizepräsident Joe Biden im Fernsehen.

Das neue Verfahren von BP gilt als riskant, weil sich der Ölaustritt durch das Kappen des Rohres zunächst um 20 Prozent erhöhen kann. BP setzt mittelfristig vor allem auf Entlastungsbohrungen, die das Austreten des Öls stoppen sollen. Die zwei Bohrungen, mit denen Ende Mai begonnen worden war, gelten als verlässliches, aber zeitaufwendiges Verfahren. Experten rechnen damit, dass das Leck aber erst im August so endgültig gestoppt werden kann.

Die Bohrplattform Deepwater Horizon war am 20. April im Golf von Mexiko nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömen aus einem defekten Bohrloch jeden Tag bis zu drei Millionen Liter Öl ins Meer. Die USA stehen nach Einschätzung von Fachleuten vor der größten Umweltkatastrophe ihrer Geschichte.

Ölbarrieren vor dem "Sonnenscheinstaat"

Am Mittwoch näherte sich das Öl bis auf zehn Kilometern den weißen Stränden Floridas. Den Touristenort Pensacola wird es nach aktuellen Vorhersagen am Freitag erreichen, sofern es nicht aufgehalten werden kann, berichten US-Medien. Es seien zahlreiche Helfer an die Küsten des "Sonnenscheinstaates" geschickt worden, um Öl-Barrieren auf dem Meer auszulegen.

In Alabama seien bereits Ölklumpen an der Küste gefunden worden und auch den Bundesstaat Mississippi bedroht die Ölpest unmittelbar. Bisher war die Ölkatastrophe auf Louisiana beschränkt: Dort sind über 200 Kilometer Küste verseucht. Die US-Regierung habe dem Staat jetzt erlaubt, kilometerlange Sandbänke im Wasser aufzuschütten, um den Ölteppich vom Land fernzuhalten, sagte Gouverneur Bobby Jindal. Das Weiße Haus habe BP aufgefordert, die Kosten für diesen Versuch zu übernehmen, der von Umweltschützern skeptisch gesehen wird. Sie verweisen auf die unbekannten langfristigen Wirkungen für die Umwelt.

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