Ölpest im Golf von Mexiko:Boykottaufrufe gegen BP

Grünen-Spitze gegen BP: Die Parteivorsitzenden Cem Özdemir und Claudia Roth fordern die Verbraucher auf, den Ölriesen für sein "unverantwortliches Handeln" abzustrafen.

Seit dem Untergang der Ölbohrinsel Deepwater Horizon sprudeln jeden Tag Hunderttausende Liter Öl in den Golf von Mexiko. Der Schuldige der Umweltkatastrophe ist längst ausgemacht. Doch wie nun mit dem Energiekonzern BP verfahren werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Cem Özdemir, Die Grünen

Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, fordert die Verbraucher auf, Konsequenzen aus der von BP verursachten Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu ziehen.

(Foto: ddp)

Aus Deutschland meldet sich Grünen-Chef Cem Özdemir zu Wort und fordert Konsequenzen vom Konsumenten: "Es liegt in der Hand der Verbraucherinnen und Verbraucher, ihrem Unmut über das unverantwortliche Handeln von BP durch bewusstes Kaufverhalten Luft zu machen", sagte er dem Hamburger Abendblatt. BP betreibt in Deutschland hauptsächlich Aral-Tankstellen.

"Ein Zeichen setzen - gegen niedrige Sicherheitsstandards"

Der Bundesvorsitzende der Grünen beklagte, der Energieriese habe versucht, mit Desinfomation die Katastrophe herunterzuspielen. Er regte eine bei den UN angesiedelte internationale Umweltbehörde an, mit der schneller auf solche Unglücke reagiert werden kann.

Zuvor hatte bereits Özdemirs Parteikollegin Claudia Roth zum Boykott von BP aufgerufen: "Die Ölkatastrophe geht uns alle an", sagte sie dem Handelsblatt online. "Verbraucherinnen und Verbraucher sollten durch verantwortungsvolles Kaufverhalten ein Zeichen setzen gegen einen Konzern, der wissentlich niedrigere Sicherheitsstandards in Kauf genommen hat."

Unterdessen hält die US-Küstenwache BP für unverzichtbar: Der Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko könne ohne den Ölkonzern kaum gewonnen werden, sagte der Chef der Küstenwache, Admiral Thad Allen. Die amerikanische Regierung verfüge weder über das notwendige Fachwissen noch über die erforderliche technische Ausrüstung, um das lecke Bohrloch in 1500 Metern Tiefe zu schließen, sagte er.

Von den Drohungen des US-Innenministers Ken Salazar, BP notfalls die Federführung in der Bekämpfung des Unglücks zu nehmen, hält Allen nichts: "Durch wen sollte BP ersetzt werden?" Er sei regelmäßig in Kontakt mit BP-Chef Tony Hayward und dieser verstehe sehr wohl, was von ihm verlangt werde und handle auch entsprechend.

Innenminister Salazar hatte BP mit Konsequenzen gedroht, sollte es dem britischen Konzern nicht endlich gelingen, das Bohrloch zu schließen: "Wir werden ihnen im Nacken sitzen, bis der Job erledigt ist." Sollte BP "nicht das tun, was sie tun sollen, werden wir sie aus dem Weg stoßen", sagte der Minister. Darüber hinaus werde Washington den Konzern "zivilrechtlich und in jeder anderen notwendigen Weise" zur Verantwortung ziehen, betonte der Salazar. "Das ist ein BP-Schlamassel, es ist ein schreckliches Schlamassel."

Vervierfachung der Ölsteuer

Vor mehr als einem Monat war die von BP betriebene Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodiert und wenig später gesunken. Seitdem strömt kontinuierlich Öl ins Meer und verseucht die Küstengebiete mehrerer US-Bundesstaaten.

Als Reaktion auf die Umweltkatastrophe bereitet der US-Kongress unterdessen die Erhöhung der Ölsteuer vor. Nach den Plänen könnte die Abgabe auf 32 Cent pro Barrel steigen, dies wäre eine Vervierfachung. Über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten so etwa elf Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) zusammenkommen. Das Geld soll in einen von der Küstenwache verwalteten Fonds fließen, der für die Kosten von Reinigungsaktionen in Wasserwegen aufkommt.

Die Kosten für die Eindämmung der Ölpest und die Entschädigung von Küstenbewohnern belaufen sich nach Angaben von BP schon jetzt auf 760 Millionen Dollar (608 Millionen Euro). Die endgültigen Kosten sind nach BP-Angaben aber noch nicht abzuschätzen.

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