Mitten im Wahlkampf:Brasiliens Ex-Präsident Lula soll in Haft

  • Das Oberste Gericht lehnt Lulas Antrag ab, einer Inhaftierung zu entgehen, bis über ein Berufungsverfahren gegen seine Verurteilung zu zwölf Jahren Gefängnis wegen Korruption entschieden wird.
  • Damit muss der Ex-Präsident Brasiliens wohl in wenigen Tagen seine Haft antreten.
  • Lula weist die erhobenen Vorwürfe zurück und wertet das Verfahren als Versuch seine diesjährige Präsidentschaftskandidatur zu verhindern.

Brasiliens Oberstes Gericht hat grünes Licht für die Inhaftierung von Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gegeben. Lula hatte beantragt, so lange auf freiem Fuß zu bleiben, bis über die Berufung gegen seine Verurteilung zu über zwölf Jahren Haft wegen Korruption entschieden worden ist. Das Gesuch wies das Gericht jedoch nach fast 13 Stunden langer Debatte ab: Sechs Richter waren gegen einen Aufschub der Haft, fünf dafür.

Das Urteil könnte die erneute Kandidatur des 72-jährigen Linkspolitikers bei der Präsidentenwahl im Oktober endgültig verhindern. Dabei führt er in den meisten Umfragen und gilt als aussichtsreichster Kandidat.

Durch die jetzige Entscheidung muss Lula wohl bereits in wenigen Tagen ins Gefängnis. Allerdings dürfte sich der Haftantritt wegen etlicher technischer Fragen bis mindestens kommende Woche hinziehen.

Ende Januar hatte ein Berufungsgericht Lula wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche zu zwölf Jahren und einem Monat Haft verurteilt. Er soll Bestechungsgeld in Höhe von umgerechnet 900 000 Euro von dem Baukonzern OAS angenommen haben, um OAS zu Aufträgen des staatlichen Ölkonzerns Petrobras zu verhelfen.

Der linksgerichtete Ex-Präsident weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und wertet das Verfahren als Versuch, seine diesjährige Präsidentschaftskandidatur zu verhindern.

Lula regierte Brasilien bereits von 2003 bis 2010. In seiner Amtszeit erlebte das Land einen Wirtschaftsboom, die Regierung legte Programme gegen Armut und für Landreformen auf. Bei vielen Bürgern ist Lula immer noch sehr beliebt, zahlreiche Anhänger gingen am Mittwoch für ihn auf die Straße.

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