Oberbürgermeisterwahl in Freiburg:Martin Horn gewinnt gegen Amtsinhaber Salomon

Oberbürgermeisterwahl in Freiburg

Muss sein Amt als OB von Freiburg abgeben: Der Grünenpolitiker Dieter Salomon wurde nach 16 Jahren im Amt abgewählt.

(Foto: dpa)
  • Freiburg bekommt nach 16 Jahren einen neuen Oberbürgermeister.
  • Amtsinhaber Dieter Salomon von den Grünen verlor überraschend deutlich gegen seinen parteilosen Herausforderer Martin Horn.
  • Der wurde auf einer Wahlparty angegriffen und musste ärztlich behandelt werden.

Von Stefan Mayr, Freiburg

Die Grünen müssen in Freiburg nach 16 Jahren die Regierungsverantwortung abgeben. Oberbürgermeister Dieter Salomon ist am Sonntag überraschend deutlich abgewählt worden, er musste sich im zweiten Wahlgang dem parteilosen Herausforderer Martin Horn geschlagen geben. Damit beginnt in der viertgrößten Stadt Baden-Württembergs, die bislang als Grünen-Hochburg galt, eine neue Ära. Zudem wird das Ergebnis als kritisches Signal an die grün-schwarze Landesregierung von Winfried Kretschmann gewertet, die derzeit eine Koalitionskrise durchlebt.

Salomon erhielt am Sonntag nur knapp 31 Prozent der Stimmen. Sein 33-jähriger Widersacher Horn siegte mit 44,2 Prozent der Stimmen. Am späten Abend kam es bei der Wahlparty von Horn und seinen Unterstützern in Freiburg zu einem Zwischenfall: Als dieser die Gratulationen entgegennahm, schlug ihm ein Mann unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Horn erlitt laut Polizei eine Wunde unter dem Auge und verlor einen Zahn. Als mutmaßlicher Täter wurde ein 54-Jähriger festgenommen. Die Attacke sei jedoch nicht politisch motiviert gewesen. Das hätten erste Ermittlungen des Staatsschutzes ergeben, wie die Freiburger Polizei am Montag mitteilte. Der Angreifer sei bereits durch mehrere Vorfälle in der Vergangenheit als psychisch auffällig in Erscheinung getreten. Ursprünglich hieß es, die Polizei suche auch nach möglichen weiteren Beteiligten, später stellte sich jedoch heraus, dass es sich um Zeugen handelte.

Oberbürgermeisterwahl in Freiburg

Der neu gewählte Oberbürgermeister Martin Horn hält sich nach der Attacke einen Eisbeutel an das Gesicht.

(Foto: dpa)

Der zweite Wahlgang war nötig geworden, da zunächst kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hatte. In der zweiten Runde genügt die einfache Mehrheit. "Nachdem sowohl Ministerpräsident Kretschmann als auch die CDU Salomon im Wahlkampf unterstützt haben, hat Freiburg auch Grün-Schwarz im Land abgewählt", sagte FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Auch Baden-Württembergs SPD-Generalsekretärin Luisa Boos interpretierte das Ergebnis als Anfang vom Ende der Landesregierung: "Die Bräsigkeit und der Mangel an Ideen kommen nicht mehr bei den Bürgern an."

Salomon verlor am Sonntag in traditionell grünen-nahen Wahlbezirken noch mehr Stimmen als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Und das, obwohl die Grünen viel Parteiprominenz mobilisiert hatten: Neben Kretschmann waren auch Cem Özdemir und Claudia Roth nach Freiburg gekommen, um Wahlkampf zu machen. Kretschmann verfolgt in Stuttgart wie sein Freiburger Freund Salomon eine konservative Realo-Politik, mit der viele Menschen an der Basis der Grünen nicht einverstanden sind.

Freiburg galt bislang als grüne Bastion

Salomon war 2002 als erster grüner Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt worden. Er war damit Vorreiter und Symbolfigur des Siegeszuges der Öko-Partei in Baden-Württemberg. Freiburg galt bislang als grüne Bastion, nicht nur wegen der zahlreichen Studenten in der Stadt, sondern auch wegen des international bekannten Vorzeigeviertels Vauban für ökologisches Leben.

Zuletzt wurde Salomon auch als Nachfolger für Ministerpräsident Kretschmann gehandelt. Diese Option schloss Salomon am Sonntag aus: "Ich gehe jetzt in Ruhestand, heute ist das Ende des Politikers Salomon." Der künftige Oberbürgermeister Martin Horn ist 33 Jahre alt und Sohn eines evangelischen Pfarrers. Er war bis Januar in Freiburg völlig unbekannt und hat keine Erfahrung als Politiker. Er lebt in Sindelfingen, wo er als Europa-Koordinator für die Stadt tätig ist. Unterstützt wurde er von der SPD, er betonte aber stets seine Überparteilichkeit.

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