Obama holt David Plouffe:Ein Retter für den Retter

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Obama nannte ihn seinen Helden: David Plouffe, Architekt der Wahlkampagne 2008, kehrt zurück. Er soll für die Demokraten bei den Wahlen im November die Katastrophe verhindern.

G. Babayigit

Wenn ein Trainer eine Niederlagenserie hinlegt, muss er etwas ändern. Wie wäre es damit, wieder die Bestbesetzung aufs Feld zu schicken, dachte sich der Stab im Weißen Haus - und kündigte an, David Plouffe zurückzuholen.

"Kämpfen wie verrückt" - Wahlkampfmanager David Plouffe ist zurück im Team von Barack Obama. Er kommt nicht zu früh. (Foto: Foto: Getty)

Plouffe gilt als Architekt des unwiderstehlichen Wahlkampfs, mit dem Obama erst Hillary Clinton bezwingen konnte und schließlich das Präsidentenamt errang. Der Wahlkampfmanager hatte maßgeblichen Anteil an der Grassroots-Bewegung während der Obama-Kampagne und initiierte die Mobilisierung Tausender Helfer im teuersten Wahlkampf aller Zeiten. Noch in der triumphalen Wahlnacht pries Obama ihn als unbesungenen Helden und als Kopf von nichts Geringerem als der besten Wahlkampagne in der Geschichte der USA.

Einen solchen Helden kann der US-Präsident derzeit gut gebrauchen: Beinahe vergessen ist sein märchenhafter Weg ins Weiße Haus angesichts der Niederlagen, die seine Partei bei jeder wichtigen Wahl in den vergangenen Monaten einstecken musste. Verloren die Gouverneurswahlen in New Jersey und Virginia 2009. Der vorläufige Tiefpunkt der Misere: der Verlust des sichergeglaubten Senatssitzes in Massachusetts, jenes Sitzes, den der große Demokrat Edward Kennedy 47 Jahre lang innehatte.

Als einer der wenigen aus dem engsten Kreis folgte Plouffe seinem Chef nach dem Wahlkampf nicht ins Weiße Haus. Er verließ das Team, um ein Buch über den nervenaufreibenden Wahlkampf zu schreiben. "The Audacity to Win: The Inside Story and Lessons of Barack Obama's Historic Victory" (Der Mut zu siegen: Die Insider-Geschichte und Lehren aus Barack Obamas historischem Triumph) heißt es - für die prominente Polit-Bloggerin Arianna Huffington das wichtigste politische Buch des Jahres 2009, aus dem die Demokraten aktuell wieder etwas lernen können.

Ergreift die Demokraten nun Panik angesichts der schlechten Umfragewerte, des Verlusts des heiligen Senatssitzes von Massachusetts? Glaubt man Chefberater David Axelrod, ist Plouffes Rückkehr schon seit längerem geplant. Überhaupt brauche man jetzt nicht zu denken, dass Obama trotz der vielleicht miesesten Woche seiner Amtszeit eine Neuerfindung oder blinden Aktionismus plane, sagte Axelrod dem Nachrichtenportal politico.com. Wie ein Mitarbeiter des Präsidenten kürzlich wissen ließ, ist das Selbstvertrauen des politischen Apparats im Weißen Haus deutlich angekratzt.

Dass Plouffe nun schon früher als geplant zurückkehrt, offenbart eine gewisse Nervosität. Denn die Kongress- und Gouverneurswahlen im November rücken näher, ohne dass Obama Vertrauen zurückgewinnt. Eine große Protestwahl bahnt sich an. Die unabhängigen Wähler liefen den Demokraten in den vergangenen drei Wahlen in Scharen davon. Die muss Plouffe nun wieder zurückholen.

Die Aufgaben des reaktivierten Wahlkampfmanagers sollen darin liegen, die richtigen Strategien für die Kongresswahlen zu finden, wieder eine langfristige "Message" zu formulieren, den Internetwahlkampf wieder zu beleben, die Grassroots-Bewegung wieder zu mobilisieren. "Er ist so kompetent wie kein Zweiter", sagt Axelrod über seinen alten Weggefährten. "Wir haben eine gute Gruppe im Weißen Haus. David war stets Teil dieser Familie, und jeder hat eng mit ihm gearbeitet. Er wird uns in diesem Jahr wieder enger beraten, weil wir das beste Team aufs Feld schicken wollen."

"Let's fight like hell"

Dass ihm seine Partei noch am Herzen liegt, bewies eine Analyse in der Washington Post, die Plouffe am Wochenende schrieb. "Die Wahl in Massachusetts war ein nachhallender Weckruf", kommentiert der Wahlkampfmanager und nennt sieben Maßnahmen, die die Demokraten noch vor November ergreifen sollten. "Lasst uns erinnern, wieso wir 2008 gewonnen haben und lasst uns erfüllen, was wir damals versprochen haben. Wenn wir Demokraten zeigen, dass wir das Land führen können, auch wenn es hart ist, mögen wir nicht perfekte Wahlergebnisse erreichen, doch der November wird nicht der Albtraum, wie ihn die Experten uns voraussagen."

Eine der sieben Maßnahmen Plouffes: "No bedwetting", sinngemäß zu übersetzen als "Nicht in die Hose machen". "Das wird eine harte Wahl für uns genauso wie für die republikanischen Amtsinhaber. Statt Angst zu haben vor dem, was passieren könnte, lasst uns beweisen, dass wir mehr als nur das Köpfchen haben zu regieren - dass wir auch den Schneid haben zu regieren."

Plouffe ließ keinen Zweifel daran, dass er noch an einen glücklichen Ausgang der wichtigen mid-term elections im November glaubt. Seine Devise für die kommenden Monate hat er jedenfalls ausgegeben: "Let's fight like hell", lasst uns kämpfen wie verrückt.

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