Nuklear-Konflikt:Nordkorea plant offenbar Serie von Atomtests

Das Regime in Pjöngjang soll China nach Medienberichten über weitere Atomwaffentests informiert haben. Ein konkreter Zeitpunkt wurde nicht genannt.

Die nordkoreanische Führung hat China nach Informationen des US-Senders NBC News über ihre Absicht informiert, weitere unterirdische Atomwaffentests vorzunehmen.

Nordkoreanische Jugendliche, rtr

Nordkoreanische Jugendliche bei einer Feier zum 80. Jahrestag der "Union Nieder mit dem Imperialismus".

(Foto: Foto: Reuters)

Wie NBC News unter Berufung auf nicht genannte US-Regierungsvertreter weiter berichtete, wurden dabei keine konkreten Daten genannt. Ein Mitarbeiter der US-Geheimdienste sagte, der nächste Atomwaffentest könne "ohne Vorwarnung" erfolgen.

Nordkorea hatte am 9. Oktober erstmals einen unterirdischen Test vorgenommen. Der dabei verwendete Sprengsatz hatte nach westlichen Erkenntnissen eine Sprengkraft von weniger als einer Kilotonne, während China eine Explosion von vier Kilotonnen angekündigt worden sein soll.

Die Vereinigten Staaten haben Nordkorea vor einem zweiten Atomwaffentest gewarnt. "Wenn sie glauben, dass wir das durchgehen lassen, werden sie merken, dass sie sich irren", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, am Dienstag in Washington.

Die Europäische Union rief Nordkorea zum sofortigen Stopp aller Tests auf. Es sei "vernünftig", sich auf einen zweiten Test einzustellen, sagte Snow. Die nordkoreanische Regierung wolle vermutlich "alles tun, um den Willen, die Entschlossenheit und die Einheit der Vereinten Nationen, des Sicherheitsrates und der an den Sechs-Länder-Gesprächen beteiligten Staaten auf die Probe zu stellen".

Auf der technischen Ebene wolle Pjöngjang möglicherweise versuchen, Mängel zu beheben, denn der Test Anfang vergangener Woche sei schwach gewesen.

Spionagesatelliten der USA hätten in der Nähe des Testgeländes vom 9. Oktober Bewegungen von Menschen und Fahrzeugen registriert, die möglicherweise auf die Vorbereitung eines zweiten Test hinwiesen, berichtete NBC. Am Dienstag sprach auch Japans Außenminister Taro Aso von entsprechenden Informationen.

"Es wäre eine erneute und nicht hinnehmbare Provokation, wenn auf den ersten Test ein zweiter folgt", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Luxemburg nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen. Die EU rief das Land auf, "von seinem irrationalen Kurs der Selbstisolation abzulassen und den Weg zurück in Verhandlungen zu suchen".

Frankreich drohte Nordkorea bei einem neuen Test mit einer Verschärfung der Sanktionen. "Es versteht sich von selbst, dass ein neuer Test Nordkoreas eine außerordentlich unvernünftige Tat von Seiten dieses Landes wäre, die seine Isolierung nur verstärken kann", sagte ein Sprecher des französischen Außenministeriums.

In diesem Fall werde der UN-Sicherheitsrat "neue Maßnahmen gegen Nordkorea" ins Auge fassen. Frankreich ist eines der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates.

Pjöngjang drohte jedem Land, das auf der Grundlage der UN-Entschließung gegen den Atomwaffentest die "Souveränität und das Überlebensrecht" Nordkoreas bedrohe, mit "gnadenlosen Schlägen". Die am Samstag verabschiedete UN-Resolution 1718, die eine Reihe von Strafbeschlüssen beinhaltet, komme einer "Kriegserklärung" gleich, meldete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il trat nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA erstmals nach dem Test vom 9. Oktober wieder in der Öffentlichkeit auf. Ohne Einzelheiten zum Datum des Auftretens zu nennen, berichtet KCNA, Kim habe an einer Darbietung des Musikensembles der nordkoreanischen Volksarmee teilgenommen und sei dabei "enthusiastisch" begrüßt worden. In Nordkorea wird derzeit der 80. Jahrestag einer Gruppe gefeiert, die "Union Nieder mit dem Imperialismus" heißt und am 17. Oktober 1926 gegründet wurde.

China forderte das kommunistisch regierte Nordkorea zur Zurückhaltung auf. Pjöngjang und alle anderen betroffenen Parteien sollten Zurückhaltung an den Tag legen, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. Die nordkoreanische Regierung solle alles unterlassen, was "die Spannungen verschärfen" könne.

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