NSU-Prozess:Ombudsfrau der Bundesregierung nennt Zschäpe "unglaubwürdig"

Barbara John

Barbara John ist seit 2011 die Ombudsfrau der Bundesrepublik für die Hinterbliebenen der Opfer des NSU.

(Foto: Regina Schmeken)

Die Aussagen der Angeklagten im NSU-Prozess seien der "sehr billige Versuch, sich der Verantwortung zu entziehen". Ein Opferanwalt pflichtet ihr bei.

Nachdem sich die Angeklagte im dritten Jahr des NSU-Prozesses erstmals selbst zu Wort gemeldet hat, äußert die Bundesregierung Zweifel an deren Aufrichtigkeit: Die Aussage von Beate Zschäpe sei "unglaubwürdig von vorn bis hinten", sagte die Ombudsfrau für die NSU-Opfer und ihre Angehörigen, Barbara John (CDU) der Berliner Zeitung.

Die "mit sehr vagen Allgemeinplätzen" formulierten Entschuldigungen seien der "sehr billige Versuch, sich der Verantwortung zu entziehen".

Zschäpe ist als Mittäterin der Mordserie von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos angeklagt, die beide als rechtsradikale Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) begangen hatten. Sie hatte am Donnerstag nach mehr als 300 Verhandlungstagen erstmals selbst das Wort ergriffen und eine Distanzierung von nationalsozialistischem Gedankengut formuliert.

Mehmet Daimagüler, ein Anwalt der Nebenkläger, sagte der Berliner Zeitung, er nehme Zschäpe ihren Sinneswandel nicht ab: Wenn sie wirklich Reue empfinde, solle sie "tätige Reue zeigen", statt nur "zu retten, was zu retten ist". Das komme zu spät und sei zu wenig.

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