NSU-Prozess:Nebenkläger hoffen

Nun wollen die Anwälte der Nebenkläger im NSU-Prozess mit ihren Plädoyers beginnen. Ein Dutzend Befangenheitsanträge der Verteidiger haben den Beginn der Plädoyers immer wieder verhindert. Drei waren am Montag noch offen.

Von Annette Ramelsberger und W. Ramm

Nach fast dreiwöchiger Unterbrechung soll an diesem Dienstag der NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München weitergehen. Es wird erwartet, dass dann die Nebenkläger mit ihren Plädoyers beginnen können. Sie hatten sich bereits in der Sommerpause darauf eingestellt, ihre Wertung der Beweisaufnahme gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und vier Mitangeklagte vorzustellen. Daraus ist allerdings bis jetzt nichts geworden, denn ein Dutzend Befangenheitsanträge der Verteidiger haben den Beginn der Plädoyers immer wieder verhindert.

Am Montagnachmittag waren noch drei Befangenheitsanträge offen. Sie waren von der Verteidigung des Angeklagten André E. gestellt worden, der im September im Gerichtssaal verhaftet worden war. Seitdem hagelt es Befangenheitsanträge. Die drei aktuellen Befangenheitsanträge richten sich gegen drei Richter des NSU-Senats, eine Richterin eines weiteren Senats, der über die Befangenheit der NSU-Richter zu entscheiden hat, und einen Urkundsbeamten.

Der Prozessbeginn selbst ist bereits auf den Nachmittag des Dienstags verlegt worden, wegen eines unaufschiebbaren Arzttermins des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl. Bisher war Götzl in viereinhalb Jahren keinen einzigen Tag krank gewesen. Sollten die Plädoyers der rund 90 Nebenkläger am Dienstag beginnen, dann würde die Kölner Rechtsanwältin Edith Lunnebach den Anfang machen. Sie vertritt die junge Frau aus der Kölner Probsteigasse, der durch eine in einer Christstollendose versteckten Bombe des NSU das Gesicht zerfetzt worden war. Sie hatte nur mit viel Glück überlebt. "Ich stehe bereit", sagte Lunnebach am Montag. Ihre Mandantin allerdings wird nicht zum Plädoyer anreisen. Die Familie war bereits bei früheren Terminen auf halbem Weg wieder umgekehrt, als die Plädoyers durch die vielen Befangenheitsanträge immer wieder verschoben werden mussten. Die junge Frau von damals arbeitet heute als Chirurgin und ist in Dienstpläne eingebunden. Sie kann sich nicht ständig freinehmen.

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