NSU-Prozess:Beate Zschäpes Fingerabdrücke liefern neue Indizien

  • Beate Zschäpes Fingerabdrücke wurden auf Zeitungsausschnitten gefunden.
  • Es geht um Ausgaben der Münchener tz und des Kölner Express aus den Jahren 2001 und 2004.
  • Zeitungsausschnitte wie diese hat der NSU für sein Bekennervideo genutzt.

Aus dem Gericht von Annette Ramelsberger

Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Beate Zschäpe hat ihre Fingerabdrücke auf zwei Zeitungsausschnitten hinterlassen, auf denen über Anschläge des NSU berichtet wurde. Ein BKA-Beamter erklärte am Donnerstag im NSU-Prozess, die Abdrücke seien auf der Münchner tz und dem Kölner Express sichtbar gemacht worden. Die tz berichtete im Jahr 2001 über den Mord am Lebensmittelhändler Habil Kilic in München, der Express im Jahr 2004 über den Anschlag auf die Kölner Keupstraße. Die Ausschnitte waren im Brandschutt der Wohnung des NSU in Zwickau gefunden worden.

Zschäpes Fingerabdrücke finden sich am oberen Rand der tz, auf der groß die Schlagzeile steht: "Sie wollten Lutscher kaufen und sahen den Todeskampf." Der Bericht erzählt, wie Kinder den ermordeten Lebensmittelhändler in seinem Laden fanden. Auf dem Express ist ebenfalls ein Fingerabdruck von Beate Zschäpe zu finden, am unteren Rand. Groß darüber die Berichte von dem Nagelbombenanschlag auf die Keupstraße in Köln. Mit Bildern von schwer verletzten Opfern und der Aussage eines Zeugen: "Ich habe den Täter gesehen."

Zeitungsausschnitte wie diese hat der NSU für sein Bekennervideo benutzt, in dem er sich später mit den Mordtaten brüstet. Für die Bundesanwaltschaft sind Fingerabdrücke von Zschäpe auf den Ausschnitten deswegen ein weiteres Indiz, dass sie die Mordtaten unterstützt hat und an dem Bekennervideo beteiligt war.

DVD mit "Killer"-Ordner

Zuvor hatten mehrere BKA-Beamte berichtet, wie sie Kartenmaterial aus dem Brandschutt der Wohnung in Zwickau ausgewertet haben. Darunter auch Stadtpläne von Nürnberg, wo der NSU drei Menschen ermordet hat. Auf einer DVDs war ein Ordner angelegt, der mit dem Namen "Killer" benannt war. In dem Ordner war auch ein Stadtplan von Nürnberg gespeichert, markiert mit zehn blauen Punkten und drei Smileys. Bei den blauen Punkten habe es sich um potentielle Ziele für rechtsextremistische Täter gehandelt, zum Beispiel ein Nachbarschaftshaus, die DKP-Niederlassung, das SPD-Stammhaus, ein Projekt für Flüchtlingskinder, eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Bei der Auswertung der Smileys ergab sich, dass dort Waffengeschäfte seien. Handschriftlich hatte der NSU eine Adresse hinzugefügt: die Scharrerstraße. Dort wurde am 9. Juni 2005 der Kioskbesitzer Ismail Yasar ermordet.

Vier Jahre nach dem Auffliegen der Terrorbande hat die Thüringer Polizei zudem offenbar verschlampte Akten und Tatortfotos wieder gefunden. Die Verteidiger von Zschäpe und des Mitangeklagten Ralf Wohlleben beantragten, die Akten beizuziehen. Es handelt sich laut einer Meldung des MDR um eine 400 Seiten dicke Akte sowie Bilder der Feuerwehr von dem Wohnmobil in Gotha, in dem sich Zschäpes Gefährten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen hatten.

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