NSA-Affäre:Edward Snowden wendet sich an Brasilien

Edward Snowden

Will Asyl in Brasilien: Edward Snowden

(Foto: AFP)

Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat in einem offenen Brief an das brasilianische Volk Hilfe bei der Aufklärung der Abhöraktivitäten der USA angeboten. Unklar ist, ob er dafür eine Gegenleistung will.

Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat Brasilien angeboten, bei der Aufklärung der US-Geheimdienstaktionen gegen das Land mitzuhelfen. Solange ihm ein Land kein permanentes politisches Asyl gewähre, werde die US-Regierung ihn aber weiter daran hindern, zu sprechen, heißt es in einem "Offenen Brief an das brasilianische Volk", der Medienberichten zufolge von Snowden stammen soll.

Das Dokument wurde am Dienstag unter anderem in der Zeitung Folha de São Paulo sowie auf der Facebook-Seite von David Michael Miranda, dem Lebensgefährten des in Rio lebenden Journalisten Glenn Greenwald, veröffentlicht. Greenwald ist Snowden seit Monaten bei dessen Enthüllungen behilflich.

Unklar war, ob Snowden Brasilien mit diesem Brief erneut auffordert, ihm Asyl zu gewähren. Brasilien wurde in dem Brief nicht ausdrücklich als Zielland identifiziert, nach Angaben der Folha de São Paulo besteht daran aber kein Zweifel.

Indes zitiert das Portal Buzzfeed aus einer E-Mail, die der Snowden-Vertraute Greenwald an die Redaktion geschickt habe. Darin moniert Greenwald eine weitgehend "falsche Berichterstattung". Snowden habe nicht erneut um Asyl ersucht. Er habe den Brief an die Bewohner des Landes geschrieben, weil ihn Senatoren und Beamte des Landes um Hilfe bei der Aufklärung der Abhöranffäre gebeten hatten.

Er sei beeindruckt von der starken Kritik Brasiliens an den US-Spähprogrammen, die er enthüllt hatte, schreibt Snowden in dem Brief. Wiederholt habe er seine Bereitschaft geäußert, Brasilien bei der Untersuchung möglicher illegaler Lauschangriffe gegen seine Bürger zu unterstützen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff war wie einige ihrer Amtskollegen in Lateinamerika und Europa persönlich Ziel von Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes NSA. Wegen der Affäre hatte sie unter anderem einen im Oktober geplanten Staatsbesuch in Washington verschoben.

Snowdens größte Angst

Snowden wies in seinem Brief auf die detaillierten Kontrollmöglichkeiten der NSA hin, die unter anderem "fünf Milliarden Mal am Tag" weltweit Handy-Ortungen vornehme und dies unter dem Deckmantel der Datensammlung tue. "Meine größte Angst war, dass niemand auf meine Warnungen hören würde. Niemals war ich so glücklich, so falsch zu liegen."

Die Reaktionen auf seine Mitteilungen in bestimmten Ländern hätten ihn begeistert, und Brasilien sei ganz sicher eines dieser Länder. Viele brasilianische Senatoren hätten für ihre Untersuchungen mutmaßlicher Verbrechen gegen brasilianische Bürger seine Unterstützung angefragt. "Ich habe meine Bereitschaft erklärt, immer zu helfen, wenn es angemessen und rechtens ist, aber die US-Regierung hat unglücklicherweise hart daran gearbeitet, meine Möglichkeiten dazu zu limitieren und ist sogar so weit gegangen, die Präsidentenmaschine von (Boliviens Staatschef) Evo Morales zur Landung zu zwingen, um mich zu hindern, nach Lateinamerika zu reisen!"

Die Folha berichtete, dass der Brief Snowdens an offizielle Stellen geschickt werden und Teil einer Online-Kampagne auf der Internetseite der Nichtregierungsorganisation Avaaz sein solle. Die Kampagne wird laut Folha im Namen Snowdens vom Brasilianer David Miranda geleitet. Von der brasilianischen Regierung gab es zunächst keine Reaktion auf den Brief.

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