NPD:Eifersüchtig auf die Linkspartei

Beinahe hilflos müssen die Rechtsradikalen zusehen, wie Oskar Lafontaine ihnen potenzielle Wähler im Osten abspenstig macht.

Annette Ramelsberger

Die NPD hat jetzt sogar schon ein Plakat drucken lassen mit ihrem Lieblingsgegner drauf: Oskar Lafontaine - Seit' an Seit' mit Erich Honecker. "Alles schon vergessen?" fragt die NPD die Wähler im Osten. Das Plakat wird in den Schwerpunktgebieten der Rechtsradikalen in Ostdeutschland aufgehängt. Damit die Wähler wissen, so die NPD, mit wem sie sich da offensichtlich einlassen wollen. Ausgerechnet mit Lafontaine, der den Osten nicht wollte. Der Denkanstoß wird nicht viel nützen: Lafontaine und die Linkspartei liegen in Umfragen derzeit bei neun Prozent, die NPD wäre froh, wenn sie bei der Bundestagswahl noch drei Prozent erreicht.

NPD: Die Parteichefs von DVU und NPD, Gerhard Frey (l)und Udo Voigt, vor einem Großplakat mit Erich Honecker und Oskar Lafontaine, das sich gegen die Linkspartei wendet.

Die Parteichefs von DVU und NPD, Gerhard Frey (l)und Udo Voigt, vor einem Großplakat mit Erich Honecker und Oskar Lafontaine, das sich gegen die Linkspartei wendet.

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Die NPD muss derzeit hilflos zusehen, wie ihr die Wähler abhanden kommen. Noch vor ein paar Monaten sahen sich die Rechtsextremen bereits auf dem Weg in den Bundestag, sie hatten eine nationale "Volksfront" mit der Konkurrenz von der DVU geschmiedet und wollten mindestens drei Direktmandate in der Sächsischen Schweiz, Vorpommern und rund um Hoyerswerda erringen - dann kam die Linkspartei. Die nimmt ihr nicht nur die Aufmerksamkeit weg, sondern auch noch die Sprüche.

Vor Fremdarbeitern warnte Lafontaine im Wahlkampf, "Fremdarbeiter" stoppen - das steht auch auf den Plakaten der NPD. Immerhin hat die das Wort, das die Nationalsozialisten verwendeten, in Anführungszeichen gesetzt. Der Wahlkampfleiter der NPD, Peter Marx, fordert nun so laut wie vergeblich, er hätte auch gern ein Duell mit Lafontaine - die beiden kandidieren in Saarbrücken gegeneinander.

Schon unternimmt die NPD juristische Anläufe, um sich in Talkrunden zu klagen. Und sie weist freudig darauf hin, wenn ein CDU-Abgeordneter in Sachsen die Worte "Arbeit, Familie, Vaterland" auf seiner Homepage stehen hat. Das war das Motto des NPD-Parteitags im vergangenen Herbst. Davon wusste der CDU-Mann nach eigenem Bekunden nichts. Aber sofort erregte sich eine ganze Reihe von Sozialdemokraten.

So bekommt die NPD zumindest über Umwege Aufmerksamkeit. Im Wahlkampf-Endspurt will sie dann noch 200.000 Stück einer Schulhof-CD mit rechten Songs an Erstwähler verteilen. Doch die Linkspartei hat die Nase vorn. Sie spricht genau die Wähler an, auf die die NPD hofft: Menschen, die autoritär denken und glauben, Abschottung könne Deutschlands Probleme lösen. Also Rechte, die links wählen, hat die Uni Bielefeld herausgefunden.

Jetzt kommt auch noch Ärger in den eigenen radikalen Reihen hinzu. "Nationales Spießbürgertum" kritisieren die Jungen Nationaldemokraten an den Alten. Durch die Verbindung mit der DVU des Münchner Verlegers Gerhard Frey hat die NPD nur noch gebremsten Charme für ihre jungen Anhänger. "Das Rechtsbündnis", so schreibt NPD-Jugend-Chef Stefan Rochow in einem offenen Brief, sei "ein rechts-reaktionäres, national- und sozialdemagogisches Bündnis", das ihm "seit längerem Bauchschmerzen" bereite.

Er halte dieses Bündnis für gescheitert. Die NPD wies die Äußerungen ihres Jung-Kaders sofort zurück. Das sei grober politischer Unfug und Zeichen mangelnder politischer Reife. Das Bündnis mit der DVU werde auch nach der Bundestagswahl weiter bestehen. Einen Satz von Rochow hat die NPD ausdrücklich nicht zurückgewiesen - einen Satz über Oskar Lafontaine. "Sein Verdienst ist es zweifellos", schrieb Rochow, "dass er in vielen Fragen einen politischen Dammbruch vorgenommen hat."

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