Nordrhein-Westfalen:Nur Sieger

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Für CDU und SPD gab es bei den Wahlen in NRW Überraschungen; die CDU schaffte es seit sechzig Jahren zum ersten Mal, den Oberbürgermeister im sonst so tiefroten Oberhausen zu stellen.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Jede Seite versucht natürlich, die Ergebnisse vom Wochenende als klaren Erfolg für sich zu verbuchen, es ist die Stunde der Generalsekretäre, die einfache Generalsekretärsbotschaften verkünden: "CDU kann auch Großstadt", twitterte Peter Tauber nach den Erfolgen der Christdemokraten bei den Oberbürgermeisterwahlen in Bonn und Oberhausen. "SPD kann Wahlkampf", teilte André Stinka mit, der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen SPD. Sicher ist, dass beide Parteien keinen großen Wert mehr auf Pronomen legen.

Überraschungen gab es für beide Seiten bei den Kommunalwahlen vom Wochenende. Die CDU schaffte es seit sechzig Jahren zum ersten Mal, den Oberbürgermeister im sonst so tiefroten Oberhausen zu stellen. In Bonn brach der Christdemokrat Ashok-Alexander Sridharan zwei Jahrzehnte der SPD-Dominanz. "Auch in Großstädten kann man mit den richtigen Persönlichkeiten als CDU Wahlen gewinnen", sagte CDU-Landeschef Armin Laschet.

Nur hatte die CDU dann offenbar nicht überall die richtigen Persönlichkeiten. In Neuss, einer der letzten katholisch-christdemokratischen Hochburgen, trat die CDU zwar wie gewohnt mit einem Schützenkönig an, der dann aber gegen den SPD-Kandidaten haushoch verlor, was in der Region eine ziemliche Sensation ist. SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eilte noch am Wahlabend zur Party, um dem neuen Bürgermeister Reiner Breuer zu gratulieren. Auch in Leverkusen gewannen die Sozialdemokraten, dort sogar gegen das amtierende Stadtoberhaupt der CDU.

Erst bei den Stichwahlen am 27. September wird sich zeigen, wie erfolgreich die CDU in Großstädten tatsächlich wieder ist. Derzeit regiert sie in keiner Landeshauptstadt - auch nicht in den zehn größten Städten Deutschlands. Das könnte sich ändern: In Essen, der neuntgrößten Stadt, erreichte der CDU-Bewerber Thomas Kufen knapp zehn Prozentpunkte Vorsprung vor dem Amtsinhaber Reinhard Paß von der SPD. In Köln, der Heimatstadt Konrad Adenauers, hat die CDU dagegen gar keinen eigenen Kandidaten gefunden. Dort wird wegen der falsch gedruckten Stimmzettel erst am 18. Oktober gewählt. In Bad Münstereifel endete der Wahltag tragisch: Werner Esser, der aussichtsreiche Kandidat der Sozialdemokraten, brach am Abend zusammen und starb im Krankenhaus. Esser wurde in Bad Münstereifel vom Schlagersänger Heino unterstützt und bekam am Sonntag die meisten Stimmen. "Es ist alles ganz furchtbar. Offenbar waren die letzten Wochen für Werner eine extreme nervliche Belastung, er hat sich da so reingekniet", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg aus Bonn dem Express. Nun muss in Bad Münstereifel die Wahl wiederholt werden.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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