Nordrhein-Westfalen:Das pure Vertrauen

Dem verurteilten Staats-Manager wurde sein Tun sehr leicht gemacht.

Von Jan Bielicki

Siebeneinhalb Jahre Gefängnis, es ist ein hartes Urteil, das die Richter über Ferdinand Tiggemann verhängt haben. 67 Jahre alt ist der Mann, der einmal einer der mächtigsten Spieler auf dem Brett des nordrhein-westfälischen Immobilien-Monopoly war. Ihm unterstand bis 2010 der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb, der mehr als 4000 Gebäude des Landes im Wert von fast zehn Milliarden Euro verwaltet. Es war also ein Job mit Zugriff auf viel Geld - und offenbar mit der Verlockung, vieles davon abzuzweigen.

Und das hat Tiggemann nach Überzeugung des Gerichts reichlich getan. Dessen Urteil, das deutlich über den Antrag der Staatsanwälte hinausgeht, ist ein Zeichen dafür, dass Korruption in Deutschland schwer bestraft gehört. Schließlich geht es um Millionen, für die der Steuerzahler aufkommen muss. Und kaum etwas schadet dem Ansehen des Staates mehr als der Eindruck, seine Repräsentanten könnten in die eigene Tasche wirtschaften.

Es darf auch kein mildernder Umstand sein, dass Tiggemann das kriminelle Tun arg leicht gemacht wurde. Die Aufsichtsorgane haben schlicht versagt, bis sich allzu offensichtlich Skandal an Skandal reihte. Das Urteil, mit dem die Affäre ihr vorläufiges, noch nicht rechtskräftiges Ende findet, sollte Politiker aller Ebenen daran erinnern, dass ein Satz des Diktators Lenin sogar in demokratischen Musterländern gilt: Vertraue, aber prüfe nach!

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