Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un:Gute Pose zum bösen Spiel

Vom Schweizer Schulbuben zum Diktator einer Atommacht: Als Kim Jong Un 2011 die Macht in Nordkorea übernahm, erhoffte sich der Westen eine Öffnung des bettelarmen, aber hochgerüsteten Landes. Doch stattdessen provoziert Kim die internationale Gemeinschaft mit Kriegsdrohungen und Raketentests.

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Vom Schweizer Schulbuben zum Diktator einer Atommacht: Als Kim Jong Un 2011 die Macht in Nordkorea übernahm, erhoffte sich der Westen eine Öffnung des bettelarmen, aber hochgerüsteten Landes. Doch stattdessen provoziert er die internationale Gemeinschaft mit Kriegsdrohungen und Raketentests.

Es sind martialische Töne, die Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seit seinem Amtsantritt in Richtung Südkorea und USA schickt. Das kommunistische Regime erklärte den Kriegszustand mit dem südlichen Nachbarn und droht mit einem Atomkrieg. Hier überwacht der Diktator Militärübungen der Volksarmee an der Ostküste des Landes.

North Korea announces state of war with South Korea

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Bei einem Treffen mit hochrangigen Militärs kündigte Kim an, nordkoreanische Raketen für Angriffe auf Ziele in den USA und Südkorea in Bereitschaft zu versetzen. Neue Mittelstreckenraketentests könnten unmittelbar bevorstehen. Außerdem soll eine Atomanlage wieder in Betrieb genommen werden, in der bis zum Jahr 2007 waffenfähiges Plutonium hergestellt werden konnte. Den USA droht Pjöngjang inzwischen sogar offiziell mit einem Atomschlag: "Operationen ohne jede Rücksicht" seien bewilligt.

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Bereits im Februar Februar hatte Nordkorea gemeldet, dass es zum dritten Mal erfolgreich einen Atomwaffentest durchgeführt habe. Tatsächlich stellen mehrere seismologische Institute ein "künstliches Beben" in der Region fest, in der sich das Atomtestgelände des Landes befindet. US-Präsident Barack Obama spricht von einem "hoch provokativen Akt, der die Stabilität der Region gefährde". In Südkorea verbrennen Demonstranten Bilder von Kim Jong Un.

A boy identified as North Korean leader Kim Jong-il's third son Kim Jong-un is seen in this undated photo

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Kim Jong Un wurde 1983 oder 1984 als jüngster Sohn des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il und dessen dritter Frau geboren. Ein genaueres Datum gibt es nicht - wie es überhaupt wenig exakte Daten über die nordkoreanischen Herrscher gibt. Auch Fotos aus Kindertagen sind rar - das obige soll Kim Jong Un im Alter von elf Jahren zeigen.

Unter einem Pseudonym soll der junge Kim bis zur neunten Klasse Schweizer Schulen in der Nähe von Bern besucht haben. Danach soll er abgeschirmt von anderen Studenten von 2002 bis 2007 die Militärakademie in Pjöngjang (Kim Il Sung Universität) mit dem Schwerpunkt Artillerie besucht haben. Nachdem sein älterer Bruder beim Vater in Ungnade gefallen war, stand fest, dass Kim Jong Un der Nachfolger werden sollte.

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Drei Herrscher in einer Reihe: Kim Il Sung (links) ist der Großvater des amtierenden Diktators (rechts), Kim Jong Il (Mitte) ist der Vater. Die Familie Kim regiert den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel seit der Staatsgründung im Jahr 1948. Von diesem Zeitpunkt an bis ins Jahr 1966 war Kim Il Sung ("Großer Führer") Vorsitzender des Präsidiums des Politbüros der "Partei der Arbeit", ab Oktober 1966 nannte er sich Generalsekretär. Nach und nach baute er seine Macht weiter aus und stieg schließlich im Dezember 1972 aufgrund einer neuen Verfassung zum Staatspräsidenten mit umfassenden Vollmachten auf. Sein Sohn Kim Jong Il übernahm die Amtsgeschäfte des Vaters nach dessen Tod 1994. Als auch er im Dezember 2011 starb, übernahm Kim Jong Un die Macht.

Nordkoreas Machthaber nimmt mit Sohn Parade ab

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Großvater und Vater hatten das kommunistische Land international vollkommen isoliert und eine strenge Militärdiktatur errichtet. US-Präsident George W. Bush zählte Nordkorea neben Iran und dem Irak zur "Achse des Bösen".

Vom Machtwechsel 2011 versprach sich die internationale Gemeinschaft eine Wende zum Guten. Doch Kim Jong Un, der sich 2010 zum ersten Mal als Nachfolger seines Vaters präsentierte, hat Südkorea, die USA und China seit seinem Amtsantritt zunehmend provoziert. Obwohl er sich zunächst offener präsentierte.

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Anders als seine Vorgänger zeigt sich Kim Jong Un mit seiner Ehefrau in der Öffentlichkeit - zunächst allerdings, ohne sie vorzustellen. Erst im Juli 2012 gab das Regime offiziell bekannt, dass es sich um Ri Sol Ju handelt. Die Nordkoreanerin soll zwischen 20 und 30 Jahre alt und Sängerin sein. Die beiden sollen sich bei einem Konzert kennengelernt haben. Im Januar 2013 gibt es sogar Spekulationen über ein gemeinsames Kind.

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Neu sind auch solche Fotos: Der Machthaber volksnah und lächelnd - so hatte man seinen Vater selten gesehen. Dabei gibt es für die Nordkoreaner kaum Grund zur Freude. Das Land ist bettelarm. Sechs Millionen Menschen hungern. Die Menschenrechte gelten in Nordkorea nicht. Wer opponiert, wird in staatlichen "Erziehungsanstalten" auf Staatslinie gebracht. Mehr als 150.000 Dissidenten sollen dort leben. Im Demokratieindex des Economist belegt Nordkorea den letzten Platz.

Linktipp: Was Kim Jong Un anders macht als sein Vater, erklärt einer der profiliertesten Nordkorea-Kenner, Rüdiger Frank, in diesem Interview.

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Wie seine Vorgänger verfolgt Kim Jong Un die Devise "Das Militär zuerst". Während die Bevölkerung hungert, unterhält Nordkorea nach den USA, China und Indien mit 1,2 Millionen Soldaten die weltweit viertgrößte Armee. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist Nordkorea sogar das am meisten militarisierte Land der Welt - fast 5 Prozent aller 24,5 Millionen Einwohner sind bei der Armee engagiert.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un

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Die heroische Pose gehört zum Handwerkszeug autoritärer Machthaber. Kim Jong Un, hier bei der Besichtigung einer Kavallerie-Einheit der nordkoreanischen Volksarmee, beherrscht das deutlich besser als sein Vater. Während sich Kim Jong Il damit begnügte, nordkoreanische Erzeugnisse anzuschauen ("Kim Jong Il looking at things"), setzt sich sein Sohn gekonnt in Pose.

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Kim Jong Un als "Sexiest Man Alive"? Das berichtete die chinesische Zeitung People's Daily im November 2012 - und fiel damit auf einen Bericht des US-Satiremediums The Onion herein. In der Begründung hieß es jedenfalls: "Mit seinem umwerfend gut aussehenden, runden Gesicht, seinem jungenhaften Charme und seiner kräftigen, stämmigen Figur" sei Kim der "fleischgewordene Traum aller Frauen".

© Süddeutsche.de/esp/mikö/tob/kjan
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