Nordkoreas Atomprogramm:Mission in Pjöngjang

Während ein US-Unterhändler Pjöngjang zum Abbau seiens Atomprogramms bewegen soll, entspannt sich die Lage zwischen Süd- und Nordkorea.

Angesichts der festgefahrenen Verhandlungen über das Atomwaffenprogramm Nordkoreas ist US-Unterhändler Christopher Hill in das kommunistische Land gereist. Er soll versuchen, die vom Scheitern bedrohte Vereinbarung über den Abbau des Atomprogramms in direkten Gesprächen mit dem Regime in Pjöngjang zu retten.

Nordkoreas Atomprogramm: US-Unterhändler Christopher Hill soll vermitteln.

US-Unterhändler Christopher Hill soll vermitteln.

(Foto: Foto: dpa)

Hill war mit dem Auto über die schwer bewachte innerkoreanische Grenze nach Pjöngjang gefahren. Hill hatte am Dienstag nach der Ankunft in Südkorea gesagt, er wolle bei den Gesprächen in Pjöngjang erreichen, dass die nordkoreanischen Angaben über die Nukleraktivitäten nachprüfbar sind. Die Verhandlungen seien in einer "schwierigen und sehr harten Phase".

Hills Aufgabe sei es, Nordkorea davon zu überzeugen, die geplante Wiederherstellung seiner Atomanlagen zu stoppen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur einen Diplomaten in Seoul. Hill habe ein überarbeitetes "Verifikationsprotokoll" für das geplante Überprüfungsverfahren im Gepäck. Er werde versuchen, einen Kompromiss darüber mit Nordkorea auszuhandeln. Wann Hill nach Seoul zurückkehrt, war zunächst unklar.

Nordkorea hatte vor einer Woche angekündigt, in dieser Woche die stillgelegte Wiederaufbereitungsanlage in seinem Atomkomplex Yongbyon erneut in Betrieb nehmen zu wollen. In der Anlage entsteht beim Aufbereitungsprozess von verbrauchten Uranbrennstäben Plutonium, das zum Bau von Atomwaffen verwendet werden kann. Nordkorea reagiert mit dem Schritt auf die Weigerung der USA, das Land wie vereinbart von ihrer Liste der "Schurkenstaaten" zu streichen. Washington hat mehrfach bekräftigt, seine Zusage zu erfüllen, sobald Nordkorea einem Verfahren zur sicheren Nachprüfbarkeit seiner atomaren Abrüstung zustimmt.

Laut Yonhap wurden zuletzt verdächtige Aktivitäten an der Stelle an der nordkoreanischen Ostküste beobachtet, wo das Land vor knapp zwei Jahren einen ersten unterirdischen Atomtest unternommen hatte. Es könnte darauf hinweisen, dass Nordkorea vielleicht die Stelle als Testgelände wiederherstellen könnte.

Unterdessen vereinbarten die Streitkräfte Süd- und Nordkoreas, an diesem Donnerstag zum ersten Mal seit acht Monaten wieder Gespräche zwischen Offizieren zu führen. Dabei soll es zunächst um Fragen bei der Umsetzung bereits getroffener Abkommen gehen.

Nordkorea hatte vorige Woche überraschend die Militärgespräche auf Arbeitsebene vorgeschlagen. Es war das erste derartige Dialogangebot Nordkoreas seit dem Amtsantritt einer konservativen Regierung in Südkorea Ende Februar. Die Beziehungen haben sich verschlechtert, seitdem Lee Myung Bak in Südkorea neuer Präsident ist. Er vertritt eine härtere Haltung gegenüber Pjöngjang als sein liberaler Vorgänger. Die bisher letzten Militärgespräche fanden im Januar statt. Der Dialog auf Regierungsebene liegt derzeit auf Eis.

Nordkorea hatte in der vergangenen Woche die vor einem Jahr mühsam ausgehandelte Überwachung seiner Atomanlage durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) unterbunden. Die nordkoreanischen Behörden erklärten, dass in Yongbyon bereits in einer Woche wieder spaltbares Material verwendet werden solle.

Pjöngjang begründete seinen Schritt mit der Weigerung der USA, das kommunistische Land von ihrer Liste der "Schurkenstaaten" zu streichen. Nordkorea würde dadurch wieder Zugang zu Darlehen internationaler Institutionen erhalten und könnte US-Finanzhilfen bekommen. Washington fordert aber, dass Nordkorea vor einer Streichung von der Liste eine umfassende Überwachung seines Atomprogramms mit unangekündigten Kontrollen und Probenentnahmen zulassen müsse.

Demnach soll Nordkorea China einen Vorschlag machen, wie die von den USA gewünschten Informationen über die Anlage weiter gegeben werden könnten. Schrittweise solle dann Nordkorea vorläufig von der "Schurkenstaaten"-Liste entfernt werden und Pjöngjang das Überprüfungs-Protokoll akzeptieren. China und Nordkorea sind Verbündete.

Bei den Sechs-Nationen-Gesprächen über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms war Anfang 2007 eine stufenweise Einstellung des Programms beschlossen worden. Im Gegenzug sollte Pjöngjang Heizöllieferungen erhalten und von der Terrorismus-Liste gestrichen werden. Die an den Verhandlungen teilnehmenden sechs Nationen sind Nordkorea und Südkorea, Japan, China, die USA und Russland. Nordkorea hatte im Oktober 2006 eine Atomrakete getestet.

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