Nordkoreas Atomprogramm:Bundesregierung bestellt nordkoreanischen Botschafter ein

  • Die Bundesregierung hat den nordkoreanischen Botschafter einbestellt.
  • Anlass ist der erneute Atomtest, den das kommunistische Land durchgeführt hat. Es ist der fünfte Test seit 2006.
  • Der Test kam für Beobachter nicht überraschend.

Die Bundesregierung hat den Botschafter Nordkoreas einbestellt. Ursache ist der erneute Atomtest des kommunistischen Landes. Regierungssprecher Steffen Seibert verurteilte dies in Berlin "mit aller Entschiedenheit". Nordkorea versuche offensichtlich, "in unverantwortlicher Weise eine weitere Destabilisierung in Nordostasien herbeizuführen". Die Regierung forderte Pjöngjang auf, den verschiedenen UN-Resolutionen Folge zu leisten.

Es ist das fünfte Mal seit 2006, dass Nordkorea eine Atombombe gezündet hat. Der Test sei erfolgreich gewesen, meldete das nordkoreanische Staatsfernsehen am Freitag. Man sei nun in der Lage, atomare Sprengköpfe auf ballistische Raketen zu montieren. Der Test sei eine Reaktion auf Bedrohungen und Sanktionen von feindlichen Mächten, darunter auch die USA. Nordkorea werde sein Atomwaffenprogramm weiter vorantreiben.

Zuvor hatte die US-amerikanische Erdbebenwarte USGS nahe des nordkoreanischen Testgeländes Pyunggye-Ri ein Erdbeben der Stärke 5,3 gemessen. Dies könne möglicherweise von einer Explosion verursacht worden sein, hatte die Behörde vor der Bestätigung aus Pjöngjang mitgeteilt.

Nach dem letzten Test im Januar hatten die Vereinten Nationen ihre Sanktionen verschärft. Deutschland gehört zu den vergleichsweise wenigen Ländern, die zu Nordkorea diplomatische Beziehungen unterhalten.

Internationale Gemeinschaft verurteilt den Test

Die südkoreanische Regierung berief den Nationalen Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung ein. Auch Japan reagierte mit großer Besorgnis auf die Nachricht. Sollte sich bestätigen, dass es sich bei dem Beben um einen Atomtest handelte, werde Tokio eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats beantragen, meldete die Agentur Kyodo. Diese Bestätigung hat es zumindest von nordkoreanischer Seite inzwischen gegeben.

Auch Barack Obama warnte die Führung in Pjöngjang vor "ernsthaften Konsequenzen". China hingegen rief die Staatengemeinschaft zur Zurückhaltung auf. Niemand, auch nicht Nordkorea, könne ein Interesse an Chaos oder Krieg auf der Koreanischen Halbinsel haben, hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Der Test war zu erwarten

Dieser fünfte Atomtest seit 2006 kommt nicht unerwartet. Südkorea warnte in den letzten Wochen mehrfach vor "neuen Provokationen". Diktator Kim Jong Un hatte nach den letzten Raketentests dazu aufgerufen. Er ist von der Politik seines Vaters abgerückt, der seinen Nachbarn, vor allem Südkorea, im Wechsel von militärischen Provokationen und Wohlverhalten Wirtschaftshilfe abtrotzte. Der 32-Jährige will sich zur Abschreckung insbesondere der USA auf Atomwaffen stützen.

Beobachtungssatelliten hatten außerdem bereits Ende August verstärkte Aktivitäten in Pyunggye-Ri festgestellt. Unweit des Stolleneingangs für die Versuche war ein Parkplatz von sechs auf neun Meter mit einem Netzdach überdeckt worden, vermutlich um Geräte gegen die Satellitenaugen abzuschirmen.

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