Nordkoreas Atombombentest:Nordkorea: Der Diktator und die Bombe

Die nukleare Geschichte Nordkoreas ist von vielen, mühsamen Versuchen geprägt, die Bombe in den Händen des Staatschefs Kim Jong Il zu verhindern. Ein Rückblick:

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In der Nacht auf den 25. Mai 2009 hat Nordkorea nach eigenen Angaben unterirdisch eine Atombombe gezündet. Seismographen in der ganzen Welt haben einen entsprechenden Erdstoß aufgezeichnet. Zudem soll Nordkorea eine Kurzstreckenrakete zu Testzwecken abgefeuert haben. Eine einzelne Boden-Luft-Rakete mit einer Reichweite von 130 Kilometern sei von Musudanri aus gestartet, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. "Nordkoreas Versuche, Atomwaffen zu entwickeln, ebenso wie sein ballistisches Raketenprogramm stellen eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit dar", sagte US-Präsident Barack Obama.

Der Weltsicherheitsrat beruft eine Sondersitzung ein. Aber Rakete und Bombe sind nur der Gipfelpunkt einer langen Geschichte von Eskalation und Deeskalation in der Diskussion um Nordkoreas Atomprogramm. Seit vielen Jahrzehnten gibt es immer wieder diplomatische Anspannungen zwischen Nordkorea und der internationalen Staatengemeinschaft. Angefangen hat alles...

Bereits Anfang April testete Nordkorea diese Langstreckenrakete. Foto: AP

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... in den sechziger und siebziger Jahren. Noch unter der Führung von Staatschef Kim Il Sung begann man damals in Nordkorea mit nuklearer Forschung. Das Atomforschungszentrum Yongbyon entstand rund 100 Kilometer nördlich von Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang. Mit russischer Hilfe wurden die Reaktoren in Yongbyon 1987 hochgefahren.

Diese Aufnahme von Yongbyon ist ein Archivbild von 1992. Foto: dpa

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Grund zur weltweiten Sorge war das aber noch nicht. Im Jahr 1985 trat Nordkorea dem Atomwaffensperrvertrag bei, der alle Mitgliedstaaten zum Verzicht auf Atomwaffen verpflichtet. Außerdem stimmte das Land dem Inspektionsabkommen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien zu.

Nur 1993 eskalierte die Lage kurzfristig, als Pjöngjang aus dem Vertrag ausstieg. Sanfter Druck durch Sanktionsdrohungen von Seiten der USA führten jedoch schnell zu einem beruhigenden Ergebnis. Im Oktober 1994 unterschrieb Nordkorea in Genf ein Abkommen, in dem sie einen Stopp ihres Atomprogrammes erklärten. Im Gegenzug sicherte Washington die Lieferung von Leichtwasserreaktoren zur friedlichen Nutzung zu.

Vertreter der USA, Südkoreas und Japans wohnen 1997 dem Baubeginn eines zur friedlichen Nutzung bestimmten Nuklearreaktors im nordkoreansichen Kumho bei. Foto: RTR (Archiv)

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Doch dann zeigte sich Nordkorea aggressiv. Ohne Vorwarnung feuerten die abgeschotteten Kommunisten 1998 eine Rakete über Japan hinweg ins Meer. Damit demonstrierte der Staat die Möglichkeit, eventuell vorhandenes spaltbares Material weit über die Ländergrenzen hinaus zu feuern. Bis heute gilt es allerdings als unwahrscheinlich, dass Nordkorea eine transportfähige Bombe bauen könnte.

Offiziell wollte Nordkorea damals von einer Rakete im Pazifik nichts wissen. Man habe lediglich einen Satelliten ins All geschossen, so die offizielle Erklärung.

Taepodong-Rakete, gezeigt vom nordkoreanischen Fernsehen. Der gleiche Raketentyp wurde bei dem Test 1998 benutzt. Foto: AP (Archiv)

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Im Januar 2002 sprach US-Präsident George W. Bush in seiner berühmt gewordenen ersten "Rede an die Nation" von der "Achse der Bösen" - einer Liste von "Schurkenstaaten", zu der er neben Iran und Irak auch Nordkorea zählte.

Der "Geliebte Führer" Kim Jong Il bei einer Truppeninspektion 2007. Foto: dpa (Archiv)

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Nach der Rede spitzte sich die Situation im Zeitraum von 2002 bis 2003 weiter zu: Der US-Sondergesandte James Kelly wies den Nordkoreanern nach, dass sie heimlich Uran anreicherten. Stark angereichertes Uran kann als Grundlage für den Bau von Atomwaffen verwendet werden. Pjöngjang reagierte aggressiv, und verkündete, man habe das Recht, nicht nur "Atomwaffen zu besitzen, sondern auch andere Waffenarten, die stärker sind als diese." Im Dezember 2002 erklärte die Regierung dann, man werde die Reaktoren in Yongbyon wieder anfahren. Konsequenterweise mussten unparteiische Atom-Inspektoren aus Genf damals das Land verlassen. Kelly gegenüber erklärten Offizielle der Kommunisten, man werde Atomwaffen entwickeln, testen und auch an andere Staaten weitergeben.

Satellitenbild der Atomanlage Yongbyon. Foto: dpa

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2003 gab es zwar wieder Gespräche zwischen den großen Mächten USA, China und Russland, sowie den unmittelbar betroffenen Ländern Japan, Südkorea und natürlich Nordkorea. Doch die Sechser-Gespräche in Peking endeten damals ohne Ergebnis.

Fast zeitgleich wurden Details des nordkoreanischen Programmes bekannt. Der Erbauer der pakistanischen Atombombe, Abdul Qadeer Khan, erklärte im Februar 2004, die Staaten Nordkorea, Iran und Libyen mit Uran-Knowhow und Technik versorgt zu haben.

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Erst im Jahr 2005 kam es wieder zu längeren Gesprächen. Zu Beginn des Jahres verließ Nordkorea die Sechser-Gespräche in Peking zunächst, in denen um Abrüstung verhandelt worden war. Um an den Verhandlungstisch zurückzukehren, müsse sein Land "mit Respekt" behandelt werden, erklärte Staatschef Kim Jong Il.

In der letzten Verhandlungsrunde im September 2005, kamen die Verhandelnden aber schließlich überein: Nordkorea musste sein Atomprogramm aufgeben. Im Gegenzug sollten den Kommunisten Öl, Energiehilfen und Sicherheitsgarantien gewährt werden.

Die Vertreter der USA, Nordkoreas, Chinas, Russlands, Südkorea und Japans (von links nach rechts) bei den Sechsergesprächen in Peking 2005. Auf dem Bild ist auch der Sondergesandte der USA, James Kelly, zu sehen (ganz links). Foto: dpa

Nordkorea, Südkorea, Demonstranten, verbrennen, Fahne

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Doch der Friede war brüchig. Das kommunistische Regime in Pjöngjang zündete nach eigenen Angaben bereits 2006 eine erste Atombombe. Ebenso kurios wie beunruhigend: Die südkoreanische Presseagentur Yonhab meldete damals nach dem Test, dass bis zu 9000 Menschen in zwei geheimen Städten in Nordkorea leben und an dem Atomprogramm mitarbeiteten sollen.

In Amerika ging man im selben Jahr sogar so weit, das Szenario eines Kriegs durchzuspielen. Der Vorsitzende des Joint Chief of Staff (amerikanisches militärisches Oberkommando) sagte, die USA würden gegen Nordkorea im Fall des Falles gewinnen: "Aber zu höheren Kosten als im Irak oder in Afghanistan."

Mit der erneuten Zündung einer Atombombe dürften ähnliche Szenarien in Amerika erneut durchgespielt werden: eine große Herausforderung für Präsident Barack Obama.

Südkoreanische Demonstranten verbrennen eine Fahne Nordkoreas als Reaktion auf den ersten Atomtest des Landes. Foto: AP

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