Nordkorea:UN kappen ein Drittel der nordkoreanischen Exporte

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Der Sicherheitsrat verhängt nach zwei Raketenstarts drastische Sanktionen. China warnt den Nachbarn vor neuen Tests.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Der UN-Sicherheitsrat hat am Samstag einstimmig schärfere Sanktionen gegen Nordkorea verhängt. Damit reagierte er auf die zwei Raketentests Pjöngjangs im Juli. Seit elf Jahren untersagt eine Reihe von UN-Resolutionen dem isolierten Regime jegliche Atom- und Raketentests. Die neue, von den USA entworfene Resolution 2371 soll Pjöngjang etwa drei Milliarden US-Dollar oder ein Drittel seiner Exporterlöse kosten. Sie verbietet jede Ausfuhr von Kohle, Eisen, Eisenerz, Blei, Bleierz und Fisch. Außerdem darf kein Land das Kontingent seiner nordkoreanischen Gastarbeiter vergrößern.

Unmittelbar nach dem Sanktionsbeschluss forderte China den Nachbarn zu besonnenem Handeln auf. Es sei zwar nicht einfach, zu den Sechs-Parteien-Gesprächen zurückzukehren, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi am Sonntag nach einem Treffen mit seinem nordkoreanischen Kollegen Ri Yong-ho. Ein solcher Schritt gehe aber in die richtige Richtung.

Die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, sagte, "die nordkoreanische Bedrohung verschwindet damit nicht, sie nimmt ständig zu und wird schnell gefährlicher". Präsident Donald Trumps Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster wiederholte in einem Fernseh-Interview die Formel: "Alle Optionen sind auf dem Tisch, auch ein gezielter Militärschlag."

Nordkorea behauptet, mit der Anfang Juli erstmals getesteten Hwasong-14 sei es in der Lage, das US-Festland anzugreifen. Die Einschätzung wird nicht von allen Experten geteilt. Robert Schmucker, Professor für Raketentechnik an der TU München, hat errechnet, dass die Hwasong-14 nur ohne oder mit geringer Nutzlast so weit fliegen könne. Japanische Videoaufnahmen der ins Meer tauchenden Rakete zeigen, dass Nordkorea nicht in der Lage ist, den Wiedereintritt der Rakete in die Atmosphäre zu kontrollieren. US-Verteidigungsexperten rechnen damit, dass die von Nordkorea behauptete Reichweite in etwa einem Jahr erreicht sein könnte.

Im Sicherheitsrat hatte Nikki Haley China für die konstruktive Zusammenarbeit gedankt. Nach Angaben aus Seoul haben Peking und Moskau erreicht, dass ein Öl-Embargo gegen Pjöngjang aus dem US-Entwurf gestrichen wurde, weil es Nordkoreas Bevölkerung treffen würde. Ebenfalls in Manila dankte Südkoreas neue Außenministerin Kang Kyung-wha ihrem US-Amtskollegen Rex Tillerson dafür, dass Washington beim Entwerfen der Resolution Seoul "stets voll konsultiert hat, wir schätzen das". Beide begrüßten die Sanktionen.

Die UN versuchen neuerdings, auch Partner Nordkoreas zu bestrafen, etwa Banken in China, die für den Norden Geldtransfers abwickeln. Erstmals zielen Maßnahmen nun auch gegen die etwa 50 000 nordkoreanischen Gastarbeiter im Ausland, auch in der EU - eine Geldquelle des Regimes. In Pjöngjang schrieb die Parteizeitung Rodong Sinmun am Sonntag: "Am Tag, an dem die USA unsere Nation mit der nuklearen Peitsche oder mit Sanktionen provoziert, wird das amerikanische Festland in ein Meer der Flammen katapultiert werden."

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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