Nordkorea:Lawrow lädt Kim Jong-un nach Moskau ein

  • Russlands Außenminister Lawrow hat sich bei einem Besuch in Pjöngjang mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un getroffen und ihn zu einem Gegenbesuch eingeladen.
  • Nach langer Zurückhaltung Moskaus in der Nordkorea-Frage äußerte sich Lawrow auch zum Atomprogramm des kommunistischen Landes.
  • Gleichzeitig hat sich US-Außenminister Pompeo mit einem Vertrauten Kims in New York getroffen, um das mögliche Treffen mit Präsident Trump vorzubereiten.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un nach Russland eingeladen. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau sprach Lawrow die Einladung bei seinem ersten Treffen mit Kim in Pjöngjang aus. "Kommen Sie nach Russland, wir würden uns sehr freuen, Sie zu begrüßen", wird Lawrow in einer Mitteilung seines Ministeriums zu Kim zitiert.

Kim lobte Russland als Gegengewicht zu einer weltweiten Vorherrschaft der USA. "Ich schätze es sehr, dass Putin Widerstand leistet gegen die Hegemonie der USA", sagte der nordkoreanische Machthaber bei dem Treffen. "Sie treten sehr entschlossen auf, und wir sind immer bereit, mit Russland darüber zu verhandeln", sagte er der russischen Übersetzung zufolge in einem Video, das vom Außenministerium in Moskau veröffentlicht wurde. Demnach warb Kim dafür, die Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea zu stärken.

In seiner Rolle als Staatschef Nordkoreas war Kim bislang erst drei Mal überhaupt außerhalb seines Landes. Zwei Mal traf er sich in China mit dessen Präsidenten Xi Jinping. Und bei seinem Treffen mit dem südkoreanischen Staatspräsidenten Moon Jae-in sorgte er für einen historischen Augenblick, als zum ersten Mal überhaupt ein nordkoreanisches Staatsoberhaupt den Süden besuchte.

Bei den Gesprächen in Pjöngjang sollte es nach Angaben des russischen Außenministeriums um Nordkoreas Atomprogramm und die bilaterale Zusammenarbeit gehen. Obwohl Nordkorea und Russland eine gemeinsame Grenze und als gut eingestufte Beziehungen haben, hat Russland bei Kims Vorstoß auf die Weltbühne in diesem Jahr nur eine Nebenrolle eingenommen. Lawrow hatte die Einladung nach Pjöngjang im April bei einem Besuch seines nordkoreanischen Kollegen Ri Yong Ho in Moskau angenommen.

Nach seiner Ankunft kam er zunächst mit dem nordkoreanischen Außenminister zusammen. Moskau will nach Einschätzung von Beobachtern mit Lawrows Mission dafür sorgen, in die Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel involviert zu bleiben.

Nach dem Treffen riet Lawrow zu behutsamen Vorgehen in den Verhandlungen zum nordkoreanischen Atomprogramm. Die gegenwärtige Annäherung zwischen Nord- und Südkorea sowie zwischen Nordkorea und den USA sei vielschichtig. Man müsse der Versuchung widerstehen, "bis morgen alles und sofort" zu verlangen, sagte Lawrow.

Von Journalisten wurde Lawrow gefragt, ob er in Nordkorea über den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran gesprochen habe. Die Frage zielte auf die fehlende Vertragstreue der USA ab. Es sei nicht seine Sache, Pjöngjang in dieser Sache zu raten, antwortete Lawrow: "Ich bin überzeugt, dass die nordkoreanische Seite die Geschichte der vergangenen Jahre kennt und alle diese Faktoren einbezieht."

Pompeo empfängt Vertrauten von Kim Jong-un in New York

Gleichzeitig zu Lawrows Besuch in Pjöngjang traf sich US-Außenminister Mike Pompeo in New York mit dem von Pjöngjang entsandten nordkoreanischen Parteifunktionär und früheren Geheimdienstchef Kim Yong Chol. "Gutes Arbeitsessen mit Kim Yong Chol in New York heute Abend. Steak, Mais und Käse auf dem Menü", twitterte Pompeo anschließend. Auch am Donnerstag sollen die beiden zusammenkommen, um den möglichen Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un vorzubereiten.

Seit dem Jahr 2000 hat kein ranghöherer Vertreter Nordkoreas als Kim Yong Chol amerikanischen Boden betreten. Seine Reise wird ebenso wie die Arbeit von zwei US-Delegationen in Singapur und Korea als Beleg dafür gewertet, dass beide Seiten nach wie vor an einem Gipfel zwischen Trump und Kim Jong Un interessiert sind. Hauptthema dabei soll die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel sein. Auch könnte es um Sicherheitsgarantien und Wirtschaftshilfe für das international isolierte Nordkorea gehen.

Offiziell hat Trump das für den 12. Juni in Singapur geplante Treffen abgesagt. Seine Sprecherin Sarah Sanders sagte am Mittwoch, man gehe davon aus, dass der Gipfel an dem Tag stattfinden werde. Aber man werde sehen, was passiere.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: