Nordkorea:Pjöngjang startet erneut Interkontinental-Rakete

US-Präsident Donald Trump reagiert: "Wir werden uns darum kümmern." Der Flugkörper stürzt nach 1000 Kilometern ins Meer.

Erstmals seit mehr als zwei Monaten hat Nordkorea wieder eine ballistische Rakete abgefeuert und damit den Westen provoziert. Vermutlich habe es sich um eine Interkontinentalrakete gehandelt, erklärten das japanische und das US-Verteidigungsministerium. Sie sei rund 1000 Kilometer weit geflogen und im Japanischen Meer gelandet, sagte Pentagon-Sprecher Rob Manning am Dienstag. Die Rakete ist nach Angaben von US-Verteidigungsminister James Mattis so hoch geflogen wie nie zuvor. US-Präsident Donald Trump kündigte in einer kurzen Stellungnahme an: "Wir werden uns darum kümmern". Wie genau, sagte er nicht.

Das nordamerikanische Luftraum-Verteidigungskommando (Norad) stellte fest, dass der Raketentest "keine Gefahr für Nordamerika, unsere Gebiete oder unsere Verbündeten dargestellt hat", teilte das Pentagon mit. Nach Angaben der japanischen Regierung schlug die Rakete nach 53 Minuten Flugdauer vermutlich weniger als 200 Seemeilen vor der Küste auf, also innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone Japans. Ministerpräsident Shinzo Aber verlangte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. "Wir werden Nordkoreas rücksichtslose Aktion nicht tolerieren", sagte er.

Zuletzt hatte Nordkorea am 15. September eine Mittelstreckenrakete abgefeuert. Die lange Pause hatte die Hoffnung genährt, dass Nordkorea seine Provokationen beenden und an den Verhandlungstisch zurückkehren könnte. Doch nachdem die USA vergangene Woche Nordkorea zu einem staatlichen Förderer des Terrors erklärt und neue Sanktionen verhängt hatten, verschärfte Pjöngjang seine rhetorischen Angriffe wieder und erklärte, solche Maßnahmen rechtfertigten das nordkoreanische Atomprogramm.

Die Rakete wurde nach Angaben des Pentagons in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) von der Stadt Sain Ni nahe Pjöngjang abgefeuert. Als Reaktion darauf habe das südkoreanische Militär eigene Test mit drei Kurzstreckenraketen vorgenommen, hieß es aus Seoul. Dass nun wieder eine Interkontinental-Rakete getestet wurde, die potenziell irgendwann auch einmal einen Atomsprengkopf auf das US-Festland tragen könnte, wird vom Westen als besonders provokativ angesehen. Denn das bedeutet, das Pjöngjang weiter an der Verbesserung seines Raketenprogramms arbeitet.

Japans Verteidigungsminister Itsunori Onodera sagte, die Flugbahn der Rakete sei steil nach oben gegangen und habe am höchsten Punkt 4000 Kilometer überschritten. "Wir können davon ausgehen, dass es eine ICBM-Klasse (Interkontinentalrakete) war", sagte er. Der US-Physiker David Wright sagte, nach bisherigen Erkenntnissen sei das vermutlich der nordkoreanische Raketentest mit der größten Reichweite gewesen. Mit einer niederigeren Flugbahn hätte die Rakete mehr als 13 000 Kilometer zurücklegen können. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete ähnlich, dass die Rakete mehr als 10 000 Kilometer hätte fliegen können. Damit sei Hawaii, der Sitz des amerikanischen Pazifikkommandos, in Reichweite.

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