Nordkorea:Pjöngjang verurteilt US-Bürger zu 15 Jahren Zwangsarbeit

In Nordkorea ist ein US-Bürger kommunistischen Staatsmedien zufolge zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Der Vorwurf an den Amerikaner: Er habe das Regime in Pjöngjang stürzen wollen.

Inmitten der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hat Pjöngjang einen US-Bürger wegen "feindlicher Akte" zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Dies meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, ohne nähere Angaben zu den Vorwürfen zu machen. Pae Jun Ho, der sich in den USA Kenneth Bae nennt, war Anfang November im Nordosten des kommunistischen Landes festgenommen worden.

Pjöngjang hatte am Wochenende angekündigt, den Mann wegen "Verbrechen zum Sturz der Demokratischen Volksrepublik Korea" vor den Obersten Gerichtshof des Landes zu stellen. Er habe die ihm zur Last gelegten Taten in den niedrigeren Instanzen gestanden, hieß es. Der südkoreanische Aktivist Do Hee Yoon sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Mann sei vermutlich festgenommen worden, weil er Fotos von abgemagerten nordkoreanischen Kindern gemacht habe, um für mehr Hilfe zu werben.

Der Mann war nach nordkoreanischen Angaben als Tourist in das abgeschottete Land eingereist. Am 3. November sei er in der Hafenstadt Rason festgenommen worden.

Die USA hatten am Montag die sofortige Freilassung ihres Staatsbürgers aus "humanitären Gründen" gefordert. Der Mann sei mit einem gültigen Visum eingereist, betonte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington.

Ex-Präsident Jimmy Carter habe sich bereiterklärt, erneut als Vermittler aufzutreten und nach Pjöngjang zu reisen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Diplomaten in Washington. Dabei wolle Carter sich nicht nur für die Freilassung von Pae einsetzen, sondern auch auf eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen beiden Ländern hinarbeiten.

Carter war zuletzt vor zwei Jahren mit drei ehemaligen Staats- und Regierungschefs aus Europa als Privatperson nach Nord- und Südkorea gereist, um Wege zur Entspannung des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel auszuloten.

Die Verurteilung erfolgte inmitten der schweren politischen Krise mit den USA. In den vergangenen Jahren gab es in Nordkorea wiederholt Festnahmen von US-Bürgern, die nach Vermittlung durch US-Gesandte wieder freigelassen wurden.

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