Nordkorea:Pjöngjang verschärft den Ton

Ein US-Flottenverband wird wohl am Wochenende koreanische Gewässer erreichen. Das Regime in Pjöngjang will sich wehren: "Rücksichtslose Aktionen für eine Invasion haben eine ernste Phase erreicht."

Nordkorea und die USA verschärfen ihre Konfrontation. Die Führung in Pjöngjang drohte nach der Entsendung eines US-Flugzeugträgerverbands in Richtung Nordkorea mit einem Atomangriff auf die USA, sollte es Anzeichen für einen amerikanischen Erstschlag geben. "Unsere starke Revolutionsarmee beobachtet aufmerksam jede Bewegung feindlicher Elemente. Dabei haben unsere Atomstreitkräfte die US-Invasionsstützpunkte nicht nur in Südkorea und im Pazifik im Visier, sondern auch auf dem amerikanischen Festland", hieß es am Dienstag in der amtlichen Zeitung Rodong Sinmun.

US- Präsident Donald Trump reagierte umgehend: "Nordkorea sucht Ärger", twitterte er. Es wäre großartig, wenn China den USA helfen würde, das Problem zu lösen. Wenn nicht, "werden wir das Problem ohne sie lösen", so Trump. Die erhöhten Spannungen belasteten die Aktienmärkte in Fernost und Europa.

Auf Satellitenbildern sind Aktivitäten auf einem Atom-Testgelände zu erkennen

Nordkoreas Führung hatte bereits zuvor mit einer scharfen Warnung auf die Entsendung eines US-Flugzeugträgerverbands in Richtung seiner Küsten reagiert. Die "rücksichtslosen Aktionen für eine Invasion haben eine ernste Phase erreicht", erklärte das nordkoreanische Außenministerium am Dienstag und drohte militärische Gegenmaßnahmen an: Man sei zu "jeder von den USA gewünschten Art des Krieges" bereit", hieß in Pjöngjang.

Der amtierende Präsident Südkoreas, Hwang Kyo Ahn, rechnet mit "weiteren Provokationen" des Nordens. Angesichts der Tagung der Obersten Volksversammlung in Pjöngjang und des bevorstehenden 105. Geburtstages von Staatsgründer Kim Il Sung sei ein neuer Atomtest denkbar, sagte er. Es wird erwartet, dass Nordkorea den Tag mit einer Parade begeht. Auf Satellitenbildern sind Aktivitäten auf dem Atom-Testgelände Punggye Ri zu erkennen.

Die Gruppe sieben führender westlicher Staaten G7 hat die nordkoreanischen Atom- und Raketentests aufs Schärfste verurteilt. Die "dramatische Zunahme" dieser Tests seit Anfang 2016 verletze internationale Abkommen und bedrohe die regionale Sicherheit zunehmend, heißt es in der Abschlusserklärung des G7-Außenministertreffens im italienischen Lucca. Die Gruppe fordert Nordkorea auf, auf weitere Tests zu verzichten, Atomwaffen zu vernichten und alle Programme zur Entwicklung solcher Waffen abzubrechen - "in vollständiger, nachprüfbarer und unumkehrbarer Weise".

Die USA befürchten, dass das kommunistische Land schon bald in der Lage sein könnte, Langstreckenraketen mit Atomwaffen zu bestücken und damit amerikanisches Territorium anzugreifen. Washington machte deutlich, dass sie auch Militäraktionen in Betracht zieht, um dies zu verhindern. Offenkundig war der jüngste Raketenangriff auf die syrische Luftwaffe auch ein Fingerzeig an Nordkorea, dass Donald Trump schnell handeln würde.

Am Sonntag beorderte Trump die Flugzeugträgergruppe Carl Vinson von Singapur aus in die Gewässer vor der koreanischen Halbinsel. Südkoreanische Sender berichteten unter Berufung auf das Militär, der Marineverband werde voraussichtlich am Wochenende in Gewässern nahe der Halbinsel eintreffen. Pjöngjang unterstellt den USA regelmäßig, durch die gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder aber bestreiten.

Anscheinend setzte China seine Ankündigung um, als Sanktion gegen Nordkoreas keine Kohle mehr von dort anzunehmen. Eine Flotte beladener nordkoreanischer Kohlefrachter kehrte von chinesischen Häfen zurück, wie Satellitendaten zeigten.

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