Nordkorea:Patt

Kim Jong Un provoziert mit seinen Atomtests vor allem China.

Von Christoph Giesen

Seit vier Jahren ist Kim Jong Un nun an der Macht, aber in China war er seitdem noch nicht. Xi Jinping, Chinas starker Mann, verweigert ihm die Audienz. Die Konsequenz: Kim macht, was wohl auch sein Vater und Großvater getan hätten, er provoziert, um Chinas Aufmerksamkeit zu erhaschen. Während des G-20-Gipfels in Hangzhou ließ Kim Raketen aufsteigen, nun ordnete er mal wieder einen Atomtest an, den zweiten in diesem Jahr. In Peking ist man verstimmt.

Kein Land hat größeren Einfluss auf Nordkorea als China, ökonomisch ist Kims Schicksal an Peking geknüpft. Das Öl, die Lebensmittel, die Luxuswaren - alles kommt aus der großen Volksrepublik. Doch diese Macht kann China nicht ausspielen, denn noch ist der Status quo politisch attraktiver. Sollte Nordkorea implodieren, kämen Hunderttausende Flüchtlinge nach China, und an der Grenze stünden bald amerikanische Truppen. Vor allem aber müsste China seine außenpolitischen Leitlinien überdenken.

Noch immer gilt die von Maos Premier Zhou Enlai entwickelte Politik der Nichteinmischung. China respektiert die Souveränität anderer Staaten, verbittet sich aber im Gegenzug Ratschläge von außen. Wann immer Kritik an der Tibet-Politik aufkommt oder westliche Politiker Menschenrechtsfragen ansprechen, reagieren Chinas Kader ungehalten. Nahezu ausgeschlossen also für Peking, gegen die eigene Doktrin zu verstoßen, um in Nordkorea für einen Regimewechsel zu sorgen. Das weiß Kim und nutzt es.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: