Nordkorea mit Raketentest:Grüße aus Pjöngjang

Nordkorea fühlt wieder einmal einer neuen US-Regierung auf den Zahn. Obama sollte aber nicht den Fehler von Bush wiederholen. Die Frechheit darf einem mutigen Neuanfang nicht im Wege stehen.

Henrik Bork

Barack Obama hat soeben eine Einladung nach Pjöngjang erhalten. Nordkoreas Raketenstart nämlich zielte eindeutig darauf ab, die Aufmerksamkeit des neuen US-Präsidenten zu erhaschen.

Nordkorea mit Raketentest: Proteste gegen Nordkoreas Diktator: Menschen im südkoreanischen Seoul demonstrieren gegen die Pläne Pjöngjangs.

Proteste gegen Nordkoreas Diktator: Menschen im südkoreanischen Seoul demonstrieren gegen die Pläne Pjöngjangs.

(Foto: Foto: dpa)

Nordkoreas Diktator Kim Jong Il hatte bereits etliche Amtsvorgänger von Obama mit ähnlichen Provokationen begrüßt. Und auch diesmal hat er wieder den erwünschten Erfolg erzielt. Obama musste wegen des Raketenstarts geweckt werden und eine scharfe Rüge aussprechen.

Da überdeutlich erkennbar ist, dass Pjöngjang nun wieder einmal einer neuen US-Regierung auf den Zahn fühlt, ist der Ratschlag der Chinesen und Russen sehr vernünftig. Sie mahnen alle Beteiligten zur Zurückhaltung.

Das Kriegsgebrüll aus Tokio hingegen und der Ruf nach schärferen oder gar neuen Sanktionen wird das Problem nicht lösen. Präsident Obama sollte nicht den Fehler von George W. Bush wiederholen, der anfangs scharfe Töne gegenüber Pjöngjang angeschlagen hatte, denen dann ein kleinlautes Zurückrudern folgte.

Es gibt hier leider keine brauchbare militärische Option. Und Kim fürchtet keine Sanktionen, da er sich anders als sein ausgehungertes Volk sein Sushi aus Tokio einfliegen lassen kann.

Die erneute Frechheit aus Pjöngjang darf also nicht einem mutigen Neuanfang im Wege stehen. Obama sollte diesen Raketentest tatsächlich wie eine Einladung auffassen und, wenn er den Mut dazu aufbringt, so bald wie möglich nach Pjöngjang reisen.

Nur die schon einmal in den letzten Monaten von der Regierung Clinton versuchte stärkere Einbindung des stalinistischen Landes in die Weltgemeinschaft könnte den sinnlosen Zyklus aus Provokationen und Sanktionen erfolgreich durchbrechen.

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