Nordkorea:Mit Grüßen nach Pjöngjang

Die USA, Südkorea und Japan üben das Abfangen ballistischer Raketen. Simuliert wird demnach, wie aus Nordkorea abgefeuerte Raketen geortet und ihre Flugbahnen verfolgt werden können.

Washington demonstriert im Konflikt mit Nordkorea weiter militärische Stärke: Gemeinsam mit Südkorea und Japan starteten die USA am Montag ein neuerliches Manöver in der Region - das zweite binnen einer Woche. Nordkoreas wichtigster Verbündeter China und Russland kritisierten die zweitägige Übung mit insgesamt vier Kriegsschiffen in den Gewässern zwischen Japan und der koreanischen Halbinsel. Mit ihr soll die Abwehr ballistischer Raketen geübt werden, wie das südkoreanische Verteidigungsministerium mitteilte. Simuliert wird demnach, wie aus Nordkorea abgefeuerte Raketen geortet, ihre Flugbahnen verfolgt und Informationen unter den drei Verbündeten ausgetauscht werden. Pjöngjang feuert regelmäßig Raketen zu Testzwecken ab; mehrere von ihnen überflogen in den vergangenen Monaten japanisches Territorium.

Erst vergangene Woche hatten die USA und Südkorea ihr bislang größtes gemeinsames Luftwaffenmanöver abgehalten. An der fünftägigen Übung waren mehrere Zehntausend Soldaten sowie mehr als 230 Militärflugzeuge beteiligt. Nordkorea hatte die Übung als "offene und umfassende Provokation" bezeichnet, die jederzeit zu einem Atomkrieg führen könne. Die nun laufende Übung mit US-Beteiligung ist das sechste Manöver dieser Art seit Juni 2016.

China und Russland fordern sowohl eine Einstellung der Manöver als auch der Raketentests

Ein chinesischer Außenamtssprecher sagte am Montag, es gebe einen "Teufelskreis der Provokation und Konfrontation". Dies schade dem Frieden und der Stabilität in der Region. Der russische Generalstabschef Walerij Gerassimow sagte bei einem Treffen mit dem japanischen Verteidigungsminister Itsunori Onodera in Tokio, Russland halte an einer diplomatischen Lösung der Krise fest. Manöver sorgten lediglich für eine "Destabilisierung der Lage". China und Russland fordern ein Ende der Manöver im Gegenzug für einen Verzicht auf nordkoreanische Raketentests.

Die UN verhängten wegen des nordkoreanischen Raketen- und Atomwaffenprogramms mehrmals Sanktionen gegen Pjöngjang. Der UN-Sicherheitsrat wirft der Führung Nordkoreas vor, gegen entsprechende UN-Resolutionen verstoßen zu haben. Nordkorea beschuldigte die USA am Wochenende, mit ihrer "Feindseligkeit" und "atomaren Erpressung" für die aktuellen Spannungen verantwortlich zu sein.

Zugleich zeigte die Führung in Pjöngjang Gesprächsbereitschaft. Der Kontakt zu den UN solle "durch Besuche auf verschiedenen Ebenen" dauerhaft aufrechterhalten werden, meldete die nordkoreanische Agentur KCNA am Wochenende nach einem mehrtägigen Besuch des UN-Untergeneralsekretärs Jeffrey Feltman.

Nordkorea nahm Anfang September nach eigenen Angaben seinen sechsten und bisher gewaltigsten Atomwaffentest vor. Zudem testete Pjöngjang zuletzt mehrmals Mittelstreckenraketen. Ende November feuerte Nordkorea eine Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-15 ab. Das gesamte US-Festland befinde sich damit in Reichweite nordkoreanischer Raketen, behauptete Pjöngjang.

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