Nordkorea:Kim soll Hinrichtung ranghoher Offiziere angeordnet haben

Schwere Vorwürfe aus Südkorea gegen das Regime im Norden: Staatschef Kim Jong Un soll nach dem Tod seines Vaters die Hinrichtung mehrerer hoher Militärs angewiesen haben, weil sie während der Trauerzeit für Kim Jong Il getrunken haben sollen.

File photo of North Korean leader Kim Jong-Un and chief of general staff of the Korean People's Army Ri Yong-ho during a military parade in Pyongyang

Kim Jong Un bei einer Militärparade: Der Diktator hat offenbar ranghohe Militärs ermorden lassen.

(Foto: REUTERS)

Aus Kreisen der südkoreanischen Regierung sind schwere Vorwürfe an die neue Führung im Nachbarland Nordkorea erhoben worden. Das berichtet die südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo auf ihrer englischsprachigen Online-Ausgabe. Chosun ist eine konservative Tageszeitung, die dem Nachbarland im Norden stets äußert kritisch gegenübersteht. Ihrem Bericht zufolge soll es nach dem unerwarteten Tod von Staatschef Kim Jong Il Ende letzten Jahres zu besonders brutalen Hinrichtungen hochrangiger Offiziere des Militärs gekommen sein.

"Nachdem Kim Jong Un nach der Trauerzeit für seinen Vater nordkoreanischer Staatschef geworden war, verschwanden plötzlich hochrangige Offiziere", zitiert Chosun eine Regierungsquelle. Aus über den vergangenen Monat gesammelten Informationen habe man geschlossen, dass Dutzende Angehörige des Militärs getötet worden seien. Kim Jong Un habe loyale Funktionäre angewiesen, sich all derer zu entledigen, dich sich während der Trauerzeit für Kim Jong Il danebenbenommen hätten.

Ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums zum Beispiel soll entgegen erster Berichte nicht vor ein Erschießungskommando gestellt worden sein, weil er während der Trauerzeit betrunken war. Er sei mit einer Mörsergranate getötet worden. Kim habe den Befehl ausgegeben, keine Spur von ihm übrig zu lassen, sagte die Chosun-Quelle.

Brutaler als sein Vater?

Kim Jong Il hatte nach dem Tod seines Vaters Kim Il Sung im Jahr 1994 ebenfalls Abweichler umbringen lassen, sogar solche, die nur wegen geringer Vergehen gefasst worden waren. In Südkorea gibt es immer wieder Berichte über Exekutionen hoher Funktionäre im abgeschotteten Norden. Bestätigen lassen sie sich in der Regel nicht - die staatliche Nachrichtenagentur KCNA, die die offiziellen Positionen des Regimes verkündigt, nimmt zu ihnen keine Stellung.

Kim Jong Uns Methoden könnten noch brutaler zu sein als die seines Vaters, schlussfolgert die nordkoreakritische Chosun. Kim sei nicht zufrieden mit der Loyalität des Militärs, zitiert die Zeitung eine Quelle. Zudem sei er sehr empfindlich, was sein Alter betrifft. Er ist noch keine 30 Jahre alt, ein genaues Geburtsdatum ist offiziell nicht bekannt. Den Angaben der Quelle zufolge könnten die drastischen Maßnahmen von seinem Vertrauten Kim Jong Gak vorgeschlagen worden sein, einem Mitglied des Politbüros.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet von einer weiteren Führungsfigur, die offenbar verschwunden ist (eine englischsprachige Zusammenfassung auf der Seite des Washingtoner Think-Tanks KEI). Es handelt sich demnach um Ri Myong Su, Minister für öffentliche Sicherheit und Mitglied des Politbüros. Er galt als mächtiger Verbündeter des verstorbenen Kim Jong Il.

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