Nordkorea:Kim Jong-un will Annäherung an Südkorea vorantreiben

  • Trotz des Konflikts um das Atomprogramm seines Landes will Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un die Annäherung an Südkorea fortsetzen.
  • Bei Gesprächen mit Sondergesandten aus Südkorea sei bei der Frage eines Treffens mit Präsident Moon eine "zufriedenstellende Vereinbarung" getroffen worden, heißt es.
  • In Seoul gibt man sich zurückhaltender.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat bei einem Treffen mit einer ranghohen südkoreanischen Delegation seine Bereitschaft zu einer weiteren Annäherung der beiden Länder bekundet. Kim habe verfügt, "rasch praktische Schritte" für einen Gipfel mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in einzuleiten, berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien nach seinem Abendessen mit den Gesandten in Pjöngjang.

Das Treffen wurde als "offenherzig" beschrieben. Kim sei daran gelegen, eine "neue Geschichte der nationalen Wiedervereinigung zu schreiben", hieß es weiter. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete zudem, die Delegation habe Kim einen Brief von Präsident Moon überreicht und über Moons Plan für ein Treffen mit Kim berichtet. Daraufhin habe Kim "eine zufriedenstellende Vereinbarung erzielt". Ein Vertreter des Präsidialamtes in Seoul sagte dagegen der Nachrichtenagentur AFP: "Das ist keine Vereinbarung, das sind Diskussionen."

Nach Angaben Südkoreas dauerte das Treffen rund vier Stunden. Es war die erste Zusammenkunft südkoreanischer Regierungsvertreter mit dem jungen nordkoreanischen Machthaber seit dessen Machtübernahme nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il.

Moon hatte die Delegation nach Nordkorea geschickt, um über die weitere Annäherung der beiden verfeindeten Staaten zu verhandeln. Sie wurde vom Nationalen Sicherheitsberater Chung Eui-yong geleitet und sollte anschließend in die USA reisen, um über das Ergebnis der Gespräche zu beraten.

Nach dem Treffen hat Moon das Militär seines Landes aufgerufen, ungeachtet der neuen Entwicklungen weiter wachsam zu sein. "Wir müssen mit dem Norden darüber sprechen, die Halbinsel atomwaffenfrei zu machen", sagte Moon am Dienstag bei einer Veranstaltung der Streitkräfte.

Ob bei dem Treffen auch über den Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms gesprochen wurde, den Südkorea und sein Verbündeter USA entschieden fordern, wurde in den Berichten nicht erwähnt.

Vorsichtige Annäherung während der Olympischen Winterspiele

Schon während der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang hatte es vorsichtige Zeichen der Entspannung gegeben: In seinem Amtssitz empfing Moon das nominelle Staatsoberhaupt Nordkoreas, Kim Yong-nam, und Kim Yo-jong, die Schwester von Diktator Kim Jong-un, zum Mittagessen. Die 30-Jährige, die auch im Politbüro sitzt, war, so ein Sprecher Moons, als spezielle Gesandte ihres Bruders gekommen. Sie übergab dem Präsidenten eine persönliche Einladung ihres Bruders zu einem baldigen Gipfeltreffen in Pjöngjang.

Zuvor hatten sich die Spannungen in der Region allerdings deutlich verschärft, nachdem Nordkorea im vergangenen Jahr mehrfach Raketen sowie Anfang September eine weitere Atombombe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Nordkorea kann nach eigenen Angaben jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen.

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