Nordkorea:Kim hält an Gipfel mit Trump fest

Koreas Staatschefs vereinbaren bei ihrer Zusammenkunft weitere Gespräche, "ohne viel Protokoll", "wie Freunde", und hoffen auf ein baldiges Dreiertreffen mit den USA.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist nach Angaben des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in entschlossen, vollständig atomar abzurüsten. Dies erklärte der Staatschef am Sonntag. Zuvor hatte er Kim am Samstagnachmittag überraschend zum zweiten innerkoreanischen Gipfel binnen eines Monats getroffen. Kim mache sich Sorgen um die Sicherheit seines Regimes, sagte Moon. "Er fragt sich, ob er den versprochenen Garantien der USA vollkommen trauen kann."

Das Treffen zwischen Kim und Moon war in nur zwei Tagen organisiert worden, ohne dass die Presse davon erfahren hatte. Kim habe ihn um das Treffen gebeten, so Moon. Die beiden sprachen über Trumps Absage seines geplanten Gipfels mit Kim, mit der er am Donnerstag die Öffentlichkeit überrumpelt hatte, auch Moon. Kim will an dem Treffen festhalten, das für den 12. Juni in Singapur vorgesehen war. Auch Moon betont die Bedeutung des geplanten Gipfels. Inzwischen hat Trump getwittert, der finde womöglich doch statt, vielleicht dauere er sogar länger als nur einen Tag. Trotz Absage wird in Singapur an diesem Montag eine Vorausdelegation aus Washington erwartet.

Er habe Kims Vorschlag, sich in Panmunjom zu treffen, sofort zugestimmt, so Moon. Dieses Mal tagten die beiden ohne Pomp und nur mit minimalem Begleittross im Tongil-gak, einem Gebäude auf der Nordseite der Grenze. Kims Schwester Yo-jong hatte Moon freundlich empfangen, und der junge Diktator umarmte den fast 30 Jahre älteren Moon dreimal.

Neben Trumps Absage sprachen die beiden darüber, die "Erklärung von Panmunjom" umzusetzen, die sie am 27. April unterzeichnet hatten. Die vom Norden wegen Südkoreas Luftwaffenmanöver mit den USA verschobenen Gespräche setzten sie für den 1. Juni an, auch die Verhandlungen zu Familientreffen und der Dialog der Militärs würden wieder aufgenommen. Ebenso wichtig wie die Inhalte sei es jedoch, dass sich die Staatschefs beider Koreas "kurzfristig und ohne viel Protokoll jederzeit treffen können wie Freunde", sagte Moon. "Wir vereinbarten, uns immer zu treffen, wenn Notwendigkeit dazu besteht."

Zu den Differenzen zwischen Washington und Pjöngjang über die Bedeutung des Begriffs "Denuklearisierung" wollte Moon keine Stellung nehmen. Nordkorea möchte schrittweise nuklear abrüsten, das Weiße Haus dringt auf eine vollständige, sofortige Zerstörung, erst dann werde es die Sanktionen lockern. US-Außenminister Mike Pompeo zeigt ein gewisses Verständnis für Nordkoreas Position. Sicherheitsberater John Bolton und Vizepräsident Mike Pence hingegen verlangen, hart zu bleiben. Moon sagte, wichtig sei es, dass Washington und Pjöngjang vor einem Treffen in Singapur auf Arbeitsebene einen klaren Plan ausarbeiteten, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Kommunikation zwischen den USA und Nordkorea sei jedoch schwierig. Es gebe nicht einmal eine direkte Telefonverbindung. Dennoch gibt Moon sich optimistisch. Wenn der Gipfel in Singapur zustande komme, dann rechne er mit einem baldigen Dreiergipfel Trump-Kim-Moon.

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