Nordkorea:Die Apokalypse grüßt

Das Land ist faktisch eine Atommacht. China muss jetzt handeln.

Von Stefan Kornelius

Was eigentlich muss noch geschehen, damit China den Ernst der Lage begreift und einen druckvollen Vermittlungsversuch mit dem Machthaber in Nordkorea unternimmt? Pöbeleien und Verbaleskalationen zwischen Pjöngjang und Washington sind das eine - in ihnen steckt durchaus eine Gefahr. Die andere Gefahr aber geht von den ungebremsten Testabsichten des Regimes in Nordkorea aus. Eine Atomexplosion irgendwo am Himmel über dem Pazifik darf es nicht geben. Die Kriegseskalation wäre nur noch schwer zu stoppen. Es muss nun also geredet werden - und dieses Gespräch kann nur China führen, weil es auch über die Hebel verfügt.

Peking wird im Oktober seine Führung neu bestimmen. Präsident Xi Jinping hat deshalb ein außenpolitisches Vakuum entstehen lassen, das Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ausnutzt. Doch für solche taktischen Überlegungen gibt es jetzt weder Zeit noch Grund.

Faktisch ist Nordkorea bereits eine Nuklearmacht, auch wenn der letzte Testbeweis aussteht. Dies muss Peking anerkennen und auch dem Präsidenten in Washington klarmachen. Kim Jong-un möchte als Herr der Bombe am Verhandlungstisch sitzen. Soll er - es wird ihm im täglichen Überlebenskampf seines Landes wenig nutzen. Je eher China und die USA das Unausweichliche anerkennen, desto größer die Chance, die Apokalypse noch zu verhindern.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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