Nordkorea:China in der Pflicht

Peking muss in der Krise vermitteln. Sonst übernimmt Trump.

Von Christoph Giesen

Eines muss man Kim Jong-un und seinen Generälen lassen: Ein Gespür für Timing haben sie. Am amerikanischen Nationalfeiertag und just kurz vor dem G-20-Gipfel testet Nordkorea eine Langstreckenrakete. Die Reichweite: Alaska. Das eigentliche Ziel aber liegt viel näher: Peking.

In Hamburg sind sie alle versammelt: der neue südkoreanische Präsident, Japans Premier, Wladimir Putin, Donald Trump und natürlich Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Er wird sich erklären müssen, weshalb Nordkorea munter testet, und wann China endlich den Druck auf den Verbündeten erhöht. Die Mittel dazu hat die Volksrepublik zweifelsohne. Nahezu alle Güter, die nach Nordkorea gelangen, passieren die chinesische Grenze. Doch die Genossen in Peking scheuen sich. Zu groß ist die Furcht, die Kontrolle zu verlieren. Deshalb Trippelschritte. Eine der drei staatlichen Ölfirmen hat nun die Lieferungen nach Nordkorea eingestellt. Die offizielle Begründung: Zahlungsschwierigkeiten. Das ist halbherzig, und das weiß man auch in Pjöngjang.

Nordkorea sucht Schutz, und den kann nur China gewährleisten. Um den Konflikt zu entschärfen, muss Peking seine Rolle als Mittler annehmen. Seitdem Kim Jong-un an der Macht ist, hat er sein Land nicht verlassen. Xi verweigert ein Treffen. Das aber wäre ein Anfang, um Vertrauen herzustellen. Sonst übernimmt Donald Trump. Ausgang ungewiss.

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