Nordirland:Alte Lasten

Die Gewalt der Vergangenheit lässt die Region nicht los.

Von Christian Zaschke

Nordirische Politiker sind in den vergangenen Jahren oft dafür gelobt worden, wie sie mit dem Erbe des blutigen Konflikts zwischen Unionisten und Nationalisten umgehen, bei dem bis 1998 etwa 3500 Menschen ums Leben kamen. US-Präsident Barack Obama sagte sogar einmal, Nordirland sei ein Vorbild für Konfliktregionen auf der ganzen Welt. Und tatsächlich will niemand in Nordirland zu den Zeiten der Gewalt zurückkehren. Aber es wird auch immer wieder offenbar, dass die Wunden längst nicht geheilt sind und sich beide Seiten bisweilen in alter Unversöhnlichkeit gegenüberstehen.

Gestritten wird mit gleicher Erbitterung über vermeintliche Kleinigkeiten wie die Frage, welche Flaggen wo und wann hängen dürfen, wie über die großen Themen: Soll es eine Amnestie geben für die Mörder von damals? Immer schwingt die Last der Vergangenheit in diesen Debatten mit, sie werden zäh, schwer und endlos. Im aktuellen Streit geht es darum, ob die Irisch-Republikanische Armee doch noch gewaltsam aktiv ist. Obwohl die Nationalisten glaubwürdig jede Form von Gewalt verurteilen, drohen die Unionisten damit, die Regierung zu verlassen. Das wäre eine politische Katastrophe.

Was diese Region vor allem braucht, sind Ruhe, Stabilität und Dialog. Beide Seiten sollten sich daher dringend an Obamas Worte erinnern: an ihre Rolle als Vorbild für die Welt. Vor allen Dingen zu ihrem eigenen Wohle.

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