Friedensnobelpreisträger:Lius Frau soll unter Hausarrest stehen

Große Sorge um Liu Xia: Nach Angaben von US-Menschenrechtlern wurde die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo unter Hausarrest gestellt. Zuvor hatte sie ihren Mann im Gefängnis besucht.

Die Frau des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wird seit dem Gefängnis-Besuch bei ihrem Mann offenbar selbst festgehalten. Liu Xia stehe in ihrer Pekinger Wohnung "faktisch unter Hausarrest", sagte die Anwältin der US-Menschenrechtsbewegung Freedom Now, Beth Schwanke, am Sonntag.

Liu Xia

Wie geht es Liu Xia? Die Frau des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wird seit dem Gefängnis-Besuch bei ihrem Mann offenbar selbst festgehalten.

(Foto: AP)

Liu Xia wollte den 54-jährigen Dissidenten in Haft über seine Auszeichnung informieren. Nach Angaben des Informationszentrums für Menschenrechte und Demokratie in Hongkong fand das Treffen am Sonntag im Gefängnis Jinzhou in der nordostchinesischen Provinz Liaoning tatsächlich statt.

Laut Schwanke wurde Liu Xia jedoch zuvor das Telefon abgenommen und ihr mitgeteilt, dass sie festgenommen werde. "Nach ihrer Rückkehr sagten sie ihr dann, dass sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen darf", sagte Schwanke.

Bereits am Freitagabend hatte Liu Xia berichtet, dass sie in Begleitung von Polizisten sei, die sie nach Liaoning bringen würden. Anschließend war sie nicht mehr erreichbar. Das Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie teilte aber unter Berufung auf Angehörige mit, Liu Xia habe ihren Mann am Sonntagnachmittag im Gefängnis sehen dürfen. Das Nobel-Komitee hatte den 54-jährigen Schriftsteller und Dissidenten am Freitag für seinen "langen und gewaltlosen Kampf" für die Menschenrechte in China mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Der 54-Jährige war Weihnachten 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem wurden ihm das Verfassen und die Verbreitung der sogenannten Charta 08 vorgeworfen, eines Aufrufs zu umfassenden politischen Reformen in China. Während Staats- und Regierungschefs in aller Welt die Auszeichnung begrüßten, reagierte Peking mit scharfer Kritik. Es bezeichnete Liu als "Kriminellen" und unterband die Berichterstattung in chinesischsprachigen Medien über den ersten Friedensnobelpreisträger des Landes.

Englischsprachige Medien in China veröffentlichten nur die wütenden Reaktionen der Regierung. Dutzende Menschen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern bei Feiern anlässlich der Auszeichnung Lius in Peking, Shanghai und anderen Städten festgenommen.

Sieben chinesische Intellektuelle gratulierten Liu am Samstag in einem offenen Brief zu seiner Auszeichnung, die sie als Zeichen der Unterstützung für einen friedlichen Wandel in China bezeichneten. In dem auf einer Internetseite im Ausland veröffentlichten Schreiben riefen sie die Regierung zu konkreten Reformen auf, um eine gewaltsame Revolution zu vermeiden. Zu den Unterzeichnern gehören der Umweltaktivist Dai Qing und der Wirtschaftswissenschaftler Mao Yushi.

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