Nigeria:Flüchtlingslager bombardiert

Das nigerianische Militär hat versehentlich ein Flüchtlingslager im Nordosten des Landes bombardiert. Hilfsorganisation sprechen von etwa 50 Toten, darunter auch Helfer des Roten Kreuzes.

Ein nigerianisches Kampfflugzeug hat versehentlich ein Flüchtlingslager im Nordosten des Landes bombardiert und dabei Dutzende Menschen getötet. Unter den Toten und Verletzten seien auch örtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), erklärte Generalmajor Lucky Irabor am Dienstag in einer Pressemitteilung. MSF sprach von mindestens 52 Toten und etwa 120 Verletzten. Ob auch eigene Mitarbeiter unter den Opfern waren, blieb zunächst unklar. Das Rote Kreuz erklärte, sechs örtliche Mitarbeiter der Hilfsorganisation seien getötet und mindestens 13 weitere verletzt worden. Sie gehörten zu den Teams, die im Lager Rann nahe der Stadt Maiduguri im Bundesstaat Borno etwa 25 000 Binnenflüchtlinge versorgen, wie die Organisation auf Twitter erklärte. Der Luftangriff hatte Militärangaben zufolge einer Versammlung von Mitgliedern der Terrororganisation Boko Haram gegolten. Die Kämpfer der islamistischen Miliz haben seit 2009 bei Angriffen und Anschlägen im Nordosten Nigerias und angrenzenden Gebieten etwa 20 000 Menschen getötet. Weit mehr als zwei Millionen Menschen sind UN-Angaben zufolge vor der Gewalt geflohen. In den vergangenen zwei Jahren hat das nigerianische Militär die Miliz deutlich geschwächt und große Teile des von ihr besetzten Territoriums zurückerobert. Doch besiegt ist Boko Haram noch immer nicht. Die Armee versucht nun, den Nordosten buchstäblich auszuhungern, indem sie die Zivilbevölkerung in Flüchtlingslager zusammenzieht und das übrige Gebiet sich selbst überlässt. Offenbar hat sie nun eines dieser Lager getroffen. Man habe Hubschrauber geschickt, um die Verletzten zu bergen, teilte die Armee mit.

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