Nigeria:Der mutmaßliche Milliarden-Dieb

Nigeria: Sambo Dasuki war Sicherheitsberater von Präsident Goodluck Jonathan.

Sambo Dasuki war Sicherheitsberater von Präsident Goodluck Jonathan.

(Foto: Olamikan Gbemiga/AP)

Der Prozess gegen einen nigerianischen Ex-General zeigt, wie Korruption den Terror der Boko-Haram-Miliz begünstigt.

Von Tobias Zick, Kapstadt

Aus dem Norden von Nigeria häufen sich in diesen Tagen widersprüchliche Meldungen: Am Dienstag demonstrierten in den Städten Kano und Kaduna Hunderte schiitische Muslime gegen das Vorgehen der Armee, die am Wochenende mehrere Dutzend Anhänger ihrer Glaubensgemeinschaft getötet haben soll. Die Militärführung bestreitet die Vorwürfe und verbreitet zugleich Erfolgsmeldungen in einem anderen, lange schwelenden Konflikt: Man habe vier verborgene Lager der islamistischen Terrorsekte Boko Haram ausgehoben, dabei einen Kämpfer der Miliz getötet und 31 Gefangene befreit. Erst Ende vergangener Woche hatte die Armee nach eigenen Angaben mehr als 200 Geiseln aus der Gewalt der Gruppe befreit.

Es sind Erfolgsmeldungen, die der seit einem halben Jahr amtierende Präsident Muhammadu Buhari dringend braucht. Schließlich hatte er die Wahl auch deshalb gewonnen, weil er den Bürgern einen baldigen Sieg über die Terrorsekte versprach, verbunden mit einem bedingungslosen Zerschlagen der korrupten Strukturen, die dem Terror erst den Boden bereitet hatten.

Seit 2009 führt Boko Haram einen Terrorkrieg gegen Staat und Zivilbevölkerung, in dem fast 15 000 Menschen gestorben sind. Obwohl das ölreiche Nigeria nach eigenen Berechnungen die größte Volkswirtschaft Afrikas ist und einen der höchsten Militäretats des Kontinents hat, konnte die Islamistenmiliz zwischenzeitlich ein Gebiet von der Größe Belgiens einnehmen. Immer wieder überfielen die Terroristen Dörfer und Städte, massakrierten und entführten Hunderte Zivilisten. Und immer wieder flohen demoralisierte, unterbezahlte Armeesoldaten vor ihnen.

Den Zusammenhang von Korruption und Terror verkörpert zur Zeit niemand so schillernd wie Sambo Dasuki, der Nationale Sicherheitsberater der Vorgängerregierung unter Präsident Goodluck Jonathan. Dasuki muss sich jetzt vor einem Gericht in der Hauptstadt Abuja verantworten, weil er in seiner Dienstzeit fast zwei Milliarden Euro aus dem Militäretat abgezweigt haben soll, die eigentlich für den Kampf gegen Boko Haram vorgesehen waren. Bereits am Montag, dem ersten Prozesstag, belastete Dasuki Ex-Präsident Jonathan schwer: Dieser habe einen Teil des Geldes - etwa 47 Million Dollar - persönlich angenommen und dafür verwendet, seine Wiederwahl als Präsidentschaftskandidat durch Bestechung zu sichern.

Der Prozess ist für Präsident Buhari ein Erfolg im Anti-Korruptions-Kampf, zugleich aber auch ein Risiko: Der Angeklagte Sambo Dasuki ist Sohn eines früheren Sultans von Sokoto, einer der höchsten muslimischen Autoritäten Nigerias - und hat im Norden des Landes zahlreiche Verbündete.

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